Lexikon der Neurowissenschaft: Konvergenz
Konvergenz w [Adjektiv konvergent; von spätlatein. convergere = sich hinneigen], Econvergence, Bezeichnung für Annäherung oder Übereinstimmung. 1) allgemeine Biologie: gleichartige morphologische bzw. funktionale Entwicklungslinien, die sich im Hinblick an gleichartige Umwelterfordernisse als adaptiv erwiesen haben, jedoch nicht homologen Ursprungs sind. Dazu zählen z.B. das Fliegen als Fortbewegungsart mit Hilfe von Flügeln bei Vögeln und mit Flughäuten bei bestimmten Säugerarten oder die Ausbildung von Grabschaufeln bei Maulwürfen und Maulwurfsgrillen usw. 2) In der Neurobiologie bezeichnet Konvergenz die Tatsache, daß in Neuronenschaltungen häufig mehrere bis viele Nervenzellen auf ein Zielneuron projizieren (Konvergenzschaltung). Meist ist die Konvergenz mit dem Verschaltungsprinzip der Divergenz gekoppelt, bei der jedes Neuron selbst mit verschiedenen anderen Nervenzellen über Axonkollaterale verbunden ist (mit einem Neuron können einige tausend Axone verknüpft sein). Da mehrere Axonkollaterale z.B. auf ein Motoneuron konvergieren können, hängt es von der Summe der synaptischen Prozesse ab, ob das Motoneuron ein Aktionspotential aussendet oder nicht, da es an seiner Membran hemmende und erregende Prozesse verarbeitet. 3) Optik: das Zusammenlaufen der Blickrichtungen der beiden Augen bei der Betrachtung eines nahegelegenen Gegenstands (Schielen). Dies wird durch die Augenmuskeln bewirkt und führt zur Reizung weitgehend korrespondierender Stellen der Netzhaut. 4) Bezeichnung für die Eigenschaft, einen Zielwert schließlich zu erreichen. Man spricht bei Lernverfahren von Konvergenz, wenn sich die Leistung des Systems während des Lernprozesses verbessert bzw. stabil bleibt. Lernen, neuronale Netze.
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