Lexikon der Optik: Gitteroptik
Gitteroptik, die theoretische Beschreibung der optischen Erscheinungen beim Durchgang des Lichtes durch Kristalle bzw. bei Reflexion des Lichtes an Kristalloberflächen unter Zugrundelegung des Gitteraufbaus der Kristalle (P. P. Ewald 1912, M. Born 1915). Dabei ergibt sich eine Integrodifferentialgleichung für die sich effektiv im Kristall ausbreitende elektromagnetische Welle aus folgenden Überlegungen: Die Gitterpunkte werden als dreidimensionale Anordnung schwingungsfähiger Teilchen (Oszillatoren) im Vakuum betrachtet, die bei entsprechender Anregung durch eine Lichtwelle (Primärwelle) um ihre Gleichgewichtslage schwingen. Jeder Oszillator sendet bei Anregung durch die Primärzelle Sekundärwellen (Dipolwellen) gleicher Frequenz mit Vakuumlichtgeschwindigkeit aus. Durch Überlagerung der Sekundärwellen untereinander und mit der Primärwelle kommt es zu Interferenzerscheinungen. Dabei erfolgt eine Auslöschung der Primärwelle (Ewald-Oseensches Extinktionstheorem), während andererseits die gebrochene und die reflektierte Welle (die erstere mit der korrekten, von der Vakuumlichtgeschwindigkeit abweichenden Phasengeschwindigkeit!) durch konstruktive Interferenz erzeugt werden.
Das Extinktionstheorem wurde 1912 von P. P. Ewald für Kristalle hergeleitet und 1915 von C. W. Oseen auf den Fall isotroper Medien übertragen.
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