Lexikon der Optik: Nahaufnahme
Nahaufnahme, Makroaufnahme, eine photographische Aufnahme mit einer im Verhältnis zur Objektivbrennweite f' kleinen Objektentfernung bzw. Gegenstandsweite a. Im allgemeinen fallen darunter Aufnahmen mit einem Abbildungsmaßstab |β'|≥1:10. N. mit einem vergrößernden Abbildungsmaßstab |β'|=1:1 bis 25:1 bezeichnet man auch als Lupenaufnahmen (Mikrophotographie). Bei einer N. muß beachtet werden, daß sich bei Verwendung konventioneller Photoobjektive die Bildqualität verschlechtert; denn solche Objektive sind für kurze Objektentfernungen nicht korrigiert. Das betrifft insbesondere Objektive mit einem von 1 wesentlich abweichenden Pupillenabbildungsmaßstab βP. (Letzterer ist der Maßstab, in dem die Eintrittspupille in die Austrittspupille abgebildet wird. Diese Pupillen, die jeweils Blendenbilder darstellen, erkennt man beim Blick von vorn bzw. von hinten in ein photographisches Objektiv.) Zu diesen gehören extreme Teleobjektive (βP<1) und die Weitwinkelobjektive vom Retrofokustyp (βP>1). Bei letzteren kann eine Minderung der Abbildungsqualität infolge Astigmatismus und Bildfeldwölbung sogar bei kleineren Abbildungsmaßstäben als 1:10 eintreten, sofern sie nicht mit einer Floating-lens ausgestattet sind. Grundsätzlich tritt bei allen Photoobjektiven bei Veränderung des Abbildungsmaßstabes Koma auf, deren störender Einfluß nur durch Abblendung beseitigt werden kann. Für N. gibt es spezielle Makroobjektive, die für einen mittleren Abbildungsmaßstab 1:4 oder 1:2 komafrei korrigiert sind und entsprechend bis zum Abbildungsmaßstab 1:2 bzw. 1:1 eingesetzt werden können. Erforderlich ist dazu ein entsprechend großer Objektivhub. Diese Objektive zeigen für die unendlich ferne Abbildung nicht mehr ihre optimale Bildleistung. Damit dieser Effekt nicht zu sehr stört, müssen sowohl Öffnungsverhältnis als auch Feldwinkel eingeschränkt werden.
Hinsichtlich der Abbildungsqualität liegt beim Abbildungsmaßstab 1:1 der ungünstigste Fall vor; denn hierbei wird die Bildweite a' gleich der Gegenstandsweite a. Läßt man den Abbildungsmaßstab darüber hinaus wachsen, wird also a' größer als a, so ist das Objektiv besser in umgekehrter Stellung, der sogenannten Retrostellung (Kameraanlage in Richtung Objekt, Filtereinschraubgewinde in Richtung Bild) zu benutzen.
Bei N. vergrößert sich die Bildweite gegenüber der Einstellung auf Unendlich um den Faktor 1+|β'|, d.h. es wird a'=f'(1+|β'|). Um den gleichen Faktor vergrößert sich die Blendenzahl K, und wirksam wird eine effektive Blendenzahl Keff=K(1+|β'|). Daraus resultiert eine Belichtungsverlängerung um den Faktor v=(1+|β'|)2. Diese Berechnung ist nur erforderlich, wenn der Belichtungswert mit einem Belichtungsmesser durch Ausmessung der Objektleuchtdichte ermittelt wurde. Sie entfällt bei Kameras mit Innenlichtmessung.
Neben dieser Methode lassen sich N. auch unter Verwendung von Vorsatzlinsen herstellen. Da hierbei die Bildweite unverändert bleibt, entfällt eine Belichtungsverlängerung. Bei allen Arten von N. ist zu beachten, daß auf Grund der physikalischen Gesetzmäßigkeiten die Schärfentiefe gering ist.
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