Metzler Lexikon Philosophie: Analyse
ein methodisches Verfahren, in dem ein Ganzes in seine Teilinhalte zergliedert bzw. ein Gegebenes auf seine Bestandteile zurückgeführt wird. In der Philosophie hat sie sich zu verschiedenen A.-Formen entwickelt: (1) Als beweisendes Analysieren (Aristoteles) gilt sie in mehrfacher Form: (a) indem die verschiedenen logischen Schlüsse auf die sie begründende logische Schlussform zurückgeführt und dadurch ihre Gültigkeit ausgewiesen wird; (b) indem ein noch wissenschaftlich zu beurteilender Satz auf die ihn begründenden oder beweisenden Prämissen zurückgeführt wird. Ein begründungsbedürftiger Satz, dessen Wahrheit (und Beweisbarkeit) zunächst nur angenommen wird, wird durch Angabe der wahren und notwendigen Prämissen, aus denen er sich logisch folgern lässt, ausgewiesen. Die grundlegenden Prämissen können Wissenschaftsprinzipien oder Axiome darstellen; (c) bei einer Begriffsanalyse wird aus verschiedenen Artbegriffen ein allgemeinerer Gattungsbegriff erschlossen (z.B. Tier, Mensch: das Lebewesen). – (2) A./Synthese: Als Methode der Reduktion zum Einfachen (d.i. letzten Elementen) und der darauffolgenden vom Einfachen ausgehenden Deduktion zum Komplexeren (Synthese), d.h. in Gestalt von A. und Synthese als korrespondierende methodische Schritte, findet sie Eingang in den Kanon wissenschaftlicher Argumentation (Descartes). Hobbes’ Begründung des Staates als Vertragszustand beruht auf einer solchen Argumentation (Resolutiv-kompositive Methode, Tmos geometricus). – (3) Kants als transzendentale Methode bezeichnetes Analyseverfahren geht von der Existenz synthetischer Urteile aus, um nach den Prinzipien ihrer Möglichkeit zu fragen und von da aus die Bedingungen ihres Gebrauchs, deren Umfang und Grenzen zu bestimmen. – (4) Die logische A., wie sie u. a. von Wittgenstein und Carnap geprägt wurde, zielt darauf ab, die der Grammatik der Alltagssprache zugrundeliegenden logischen Formen sprachlicher Ausdrücke und Sätze herauszustellen und auf der Grundlage dieser logischen Formen den Aufbau einer exakten Wissenschaftssprache zu leisten. In den Philosophischen Untersuchungen praktiziert Wittgenstein eine andere Form der A.: Die Bedeutung eines sprachlichen Ausdrucks wird als Funktion des Gebrauchs bestimmt.
Literatur:
- A. J. Ayer: Sprache, Wahrheit und Logik. Stuttgart 1978
- R. Carnap: Überwindung der Metaphysik durch logische Analyse der Sprache. In: Logischer Empirismus. Der Wiener Kreis. Hg. H. Schleichert. München 1975. S. 149–171
- R. Descartes: Von der Methode des richtigen Vernunftgebrauchs und der wissenschaftlichen Forschung
- Th. Hobbes: Leviathan
- I. Kant: Kritik der reinen Vernunft. A 703, B 731
- Ders.: Prolegomena. § 5
- L. Oeing-Hanhoff: Analyse/Synthese. In: HWPh. Bd. 1. Sp. 232–248
- F. Waismann: Was ist logische Analyse. Hg. G. H. Reitzig. Frankfurt 1973. S. 42–66.
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