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Paarbeziehungen: Eine Trennung zeichnet sich schon Monate vorher ab

Psychologen haben eine Art Kipppunkt identifiziert, ab dem eine Beziehung nahezu unweigerlich auf ihr Ende zusteuert. Erkennbar sei er an einer rapide sinkenden Zufriedenheit.
Eine Frau sitzt nachdenklich auf einem Bett, den Kopf auf die Hände gestützt. Im Hintergrund sitzt ein Mann mit verschränkten Armen, der von ihr abgewandt ist. Beide wirken nachdenklich und distanziert. Die Szene vermittelt eine emotionale Spannung oder ein mögliches Konfliktthema. Der Raum hat eine blaue Wand und weiße Bettwäsche.
Oft suchen Paare erst dann professionellen Rat, wenn die Endphase ihrer Beziehung bereits erreicht ist. Dann aber sei es schwer, noch gegenzusteuern, sagen Forscher.

Auch Beziehungen könnten so etwas wie Kipppunkte haben: Einmal überschritten, sinkt die Zufriedenheit mit der Beziehung viel stärker ab als in den Monaten und Jahren zuvor – bis es schließlich zum finalen Bruch kommt. Das ist das Ergebnis einer Studie der Psychologen Janina Bühler von der Universität Mainz und Ulrich Orth von der Uni Bern, die dazu die Ergebnisse von mehrjährigen Befragungen statistisch ausgewertet haben.

Laut ihrer Publikation im Fachblatt »Journal of Personality and Social Psychology« liegen zwischen dem Punkt, an dem die Zufriedenheit rasant zu sinken beginnt, und dem Ende der Beziehung zwischen 7 und 28 Monate, mithin mehr als zwei Jahre. »Ist diese Phase erreicht, kommt es später ausnahmslos zur Trennung«, sagte Bühler der Deutschen Presse-Agentur.

Für den Partner, der die Trennung schließlich initiiere, dauere die Schlussphase typischerweise länger als für den anderen. Allerdings gebe es auch bei diesem im Allgemeinen einen solchen Übergangspunkt in die Schlussphase, in der die Beziehungszufriedenheit rapide absinke.

Dass die Beziehungszufriedenheit im Lauf einer Liebesbeziehung meist etwas abnimmt, ist schon lange bekannt, ein spezieller Tiefpunkt tritt laut den Forschenden oft nach etwa zehn Jahren ein.

Für ihre Analyse haben die beiden Wissenschaftler vier repräsentative Langzeitstudien aus Deutschland, Australien, Großbritannien und den Niederlanden ausgewertet. Die Teilnehmenden wurden dabei regelmäßig zu ihrer Beziehung und ihrem Leben befragt. Die Befragten mussten also bei der Beantwortung ihrer Zufriedenheit nicht rückblickend aus der Erinnerung schöpfen – was bekanntermaßen fehleranfällig ist.

Bühler und Orth griffen auf die Befragungsergebnisse von insgesamt rund 12 000 Personen zurück, die während des 12 bis 21 Jahre dauernden Erhebungszeitraums eine Trennung durchmachten. Deren Aussagen wurden jeweils in Beziehung gesetzt zu einer etwa gleich großen Kontrollgruppe von Personen, die sich nicht trennten.

»Es ist wichtig, dass wir diese Muster erkennen«, erklärt Bühler in einer Pressemitteilung der Uni Mainz. Üblicherweise suchten die Partner erst professionelle Hilfe, wenn sie sich bereits in der Endphase befänden. Wenn sie sich in der Phase vor dem Kipppunkt befinden, seien Bemühungen zur Verbesserung der Beziehung jedoch effektiver, »und eine Trennung kann vielleicht verhindert werden«, sagt die Psychologin.

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