Metzler Lexikon Philosophie: Hässliche
das. Das griechische »aischros« bezeichnet das, was sittlich oder ontologisch minderwertig ist und deshalb abstößt (Platon: Parmenides; Symposion). – Das Kunst-H. galt als Ausdruck des Schmerzes (Nietzsche), der Sünde (Thomas v. Aquin) oder der Dekadenz (Lifschitz) und wurde daher in der Kunstphilosophie lange ignoriert oder galt sogar als verboten. – Lessing entwickelte im Laokoon (1766) als erster eine Klassifizierung des Kunst-H. Für die Hegelianer Chr. H. Weiße (System der Ästhetik, 1830) und K. Rosenkranz (Ästhetik des Häßlichen, 1853) ist das H. ein Stadium, in dem das Schöne negativ erkannt wird. – Heute gilt das Kunst-H. als wichtiges Ausdrucksmittel, entweder als kontrastierender Reiz gegen die durch Überästhetisierung entstandene Abgestumpftheit unserer Wahrnehmungs- und Empfindungsfähigkeiten (Welsch, Dewey) oder als Ideologiekritik gegen eine Heuchelei des Schönen (Adorno).
Literatur:
- Th. W. Adorno: Ästhetische Theorie. Frankfurt 1970
- J. Dewey: Art as Experience. Carbondale 1987
- H. Funk: Ästhetik des Häßlichen. Berlin 1983
- M. Lifschitz: Krise des Häßlichen. Dresden 1971 – W. Jung: Schöner Schein der Häßlichkeit oder Häßlichkeit des schönen Scheins. Frankfurt 1987
- F. Nietzsche: Götzendämmerung. 1889
- Thomas v. Aquin: Summa Theologica
- W. Welsch: Ästhetisches Denken. Stuttgart 1990. MRM Hedonismus (griech. hedone: Lust), Bezeichnung für eine ethische Haltung, die zum einen das Erreichen des Glücks als oberstes Ziel menschlichen Handelns und Strebens lehrt (darin deckt sie sich mit dem Eudaimonismus) und andererseits das Wesen des Glücks in der Erreichung der Lust sieht. Das ethische Verhalten wird von einem objektiven Gut her bestimmt, das ein Höchstmaß an menschlichem Wohlbefinden bietet. Hinsichtlich der inhaltlichen Angabe, was unter Wohlbefinden zu verstehen sei, beschränkt sich der H. darauf, Glück negativ zu bestimmen als Vermeiden von Unlust, positiv als möglichst großen Lustgewinn
- Die Tradition des H. reicht in die Antike zurück: Die Kyrenaiker betrachteten die Lust (bzw. Schmerzlosigkeit) als ein unbedingtes Gut, das um seiner selbst willen zu erstreben sei. Für die Epikureer gilt der Leitsatz, dass die Lust das Prinzip des glücklichen Lebens darstelle. Dieses Verständnis müsse mit einer kritischen Überlegung darüber, was als wirkliche Lust bezeichnet werden könne, einhergehen. Dazu bedarf es der richtigen Abschätzung der Lust und ihrer Folgen. Das bedeutet eine Absage an die Hingabe an unreflektierten Lustgenuss
- Der H. beinhaltet eine psychologische und eine ethische Komponente: (a) Die These, Lust sei das einzige vorrangige Ziel, wonach die Menschen streben, stellt eine deskriptive Aussage dar – sie entspricht einem psychologischen H.; (b) die These, dass Lust das einzige und höchste Gut ist (wie sie Bentham vertreten hat) entspricht einem ethischen H. Bentham formuliert dazu ein hedonistisches Kalkül, wonach sich der individuelle Gratifikationswert einer Handlungsfolge an folgenden Kriterien bemessen wird: (1) an der Intensität des aus der Handlung zu erwartenden Lustgewinns, (2) an der Dauer und dem Grad der Wahrscheinlichkeit, mit der der Lustgewinn zu erwarten ist, (3) an der zeitlichen und räumlichen Nähe des Eintreffens solcher Folgen, (4) an der Frage, ob mit diesen Handlungsfolgen weitere (sekundäre) positive oder negative Folgen verbunden sind.
Literatur:
- Th. W. Adorno: Ästhetische Theorie. Frankfurt 1970
- J. Dewey: Art as Experience. Carbondale 1987
- H. Funk: Ästhetik des Häßlichen. Berlin 1983
- M. Lifschitz: Krise des Häßlichen. Dresden 1971 – W. Jung: Schöner Schein der Häßlichkeit oder Häßlichkeit des schönen Scheins. Frankfurt 1987
- F. Nietzsche: Götzendämmerung. 1889
- Thomas v. Aquin: Summa Theologica
- W. Welsch: Ästhetisches Denken. Stuttgart 1990. MRM Hedonismus (griech. hedone: Lust), Bezeichnung für eine ethische Haltung, die zum einen das Erreichen des Glücks als oberstes Ziel menschlichen Handelns und Strebens lehrt (darin deckt sie sich mit dem Eudaimonismus) und andererseits das Wesen des Glücks in der Erreichung der Lust sieht. Das ethische Verhalten wird von einem objektiven Gut her bestimmt, das ein Höchstmaß an menschlichem Wohlbefinden bietet. Hinsichtlich der inhaltlichen Angabe, was unter Wohlbefinden zu verstehen sei, beschränkt sich der H. darauf, Glück negativ zu bestimmen als Vermeiden von Unlust, positiv als möglichst großen Lustgewinn
- Die Tradition des H. reicht in die Antike zurück: Die Kyrenaiker betrachteten die Lust (bzw. Schmerzlosigkeit) als ein unbedingtes Gut, das um seiner selbst willen zu erstreben sei. Für die Epikureer gilt der Leitsatz, dass die Lust das Prinzip des glücklichen Lebens darstelle. Dieses Verständnis müsse mit einer kritischen Überlegung darüber, was als wirkliche Lust bezeichnet werden könne, einhergehen. Dazu bedarf es der richtigen Abschätzung der Lust und ihrer Folgen. Das bedeutet eine Absage an die Hingabe an unreflektierten Lustgenuss
- Der H. beinhaltet eine psychologische und eine ethische Komponente: (a) Die These, Lust sei das einzige vorrangige Ziel, wonach die Menschen streben, stellt eine deskriptive Aussage dar – sie entspricht einem psychologischen H.; (b) die These, dass Lust das einzige und höchste Gut ist (wie sie Bentham vertreten hat) entspricht einem ethischen H. Bentham formuliert dazu ein hedonistisches Kalkül, wonach sich der individuelle Gratifikationswert einer Handlungsfolge an folgenden Kriterien bemessen wird: (1) an der Intensität des aus der Handlung zu erwartenden Lustgewinns, (2) an der Dauer und dem Grad der Wahrscheinlichkeit, mit der der Lustgewinn zu erwarten ist, (3) an der zeitlichen und räumlichen Nähe des Eintreffens solcher Folgen, (4) an der Frage, ob mit diesen Handlungsfolgen weitere (sekundäre) positive oder negative Folgen verbunden sind.
PP
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