Metzler Lexikon Philosophie: Methodologie
(griech. methodos: Weg), Lehre von der Methode, der richtigen Vorgehensweise. Als Bestandteil der wissenschaftlichen Logik gehört die M. zur Wissenschaftstheorie. Spezielle M.n haben konstitutive Bedeutung für die Einzelwissenschaften. Zu unterscheiden sind (1) M.n, die die Entdeckung, Erarbeitung, Gewinnung sowie Darstellung und Vermittlung wissenschaftlicher Resultate zum Ziel haben, und (2) M.n, die sich auf die Sicherung, Valenz und Geltung der Resultate beziehen. Terminologisch begegnet M. vermutlich zuerst bei M. Eifler (1643), gewinnt in der Philosophie seine herausragende Rolle aber erst mit Kant. Dieser unterscheidet in der Logik die Elementarlehre, die sich auf die Elemente und Bedingungen der Vollkommenheit einer Erkenntnis bezieht, von der Methodenlehre, die von der Form einer Wissenschaft überhaupt oder von der Art und Weise handelt, das Mannigfaltige der Erkenntnis zu einer Wissenschaft zu verknüpfen (Logik A 215). Die transzendentale Methodenlehre leistet »die Bestimmung der formalen Bedingungen eines vollständigen Systems der reinen Vernunft« (KrV B 735f). In der Kritik der reinen Vernunft enthält die Methodenlehre die Disziplin, den Kanon, die Architektonik sowie die Geschichte der reinen Vernunft. Fichte und Schelling erhoben die methodologische Forderung, Inhalt und Form der Wissenschaft müssten in der Philosophie identisch werden, während für Hegel gerade die Ausbreitung der Form das wirkliche Wissen und den Reichtum seiner Gehalte verbürgt. Die M. beschäftigt sich heute mit synthetischen und analytischen, deduktiven und induktiven, axiomatischen und konstruktiven, hermeneutischen, phänomenologischen sowie transzendentalen Methoden. Dazu gehört auch der in der Philosophie des 19. Jh. unternommene Versuch, den Unterschied von Geistes- und Naturwissenschaften durch eine Differenz der Methoden zu bestimmen, nämlich durch »Erklären« und »Verstehen«. Heute werden sowohl Probleme der Generierung von Methoden, als auch die Fragen nach ihrer Valenz und Kompatibilität untereinander (Methodenpluralismus) diskutiert und kontrovers verfochten.
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Wenn sie als streng formale praktiziert wird, behandelt die M. allgemein wissenschaftliche Methoden, die für alle Wissenschaften von Bedeutung sind (Wissenschaftstheorie). Im Sinne einer pragmatischen M. befasst sie sich mit der Wissenschaft als einer Form menschlichen Handelns. Sie formuliert Handlungsanweisungen, wie das Erkenntnisstreben zu ordnen ist, welche Hilfsmittel eingesetzt, oder welche Verfahrensweisen praktiziert werden sollen, um wissenschaftliche Erkenntnis gewinnen zu können. Entsprechend thematisiert sie die Erklärungsarten und -möglichkeiten im Hinblick auf den zu erklärenden Phänomenbereich (z.B. die Differenzierung zwischen Naturwissenschaften, Human- und Sozialwissenschaften, Geisteswissenschaften).
Literatur:
- K. Acham (Hg.): Methodologische Probleme der Sozialwissenschaften. Darmstadt 1978
- H. Albert: Traktat über kritische Vernunft. Tübingen 21969
- K.-O. Apel: Die Erklären-Verstehen-Kontroverse in transzendentalpragmatischer Sicht. Frankfurt 1979
- R. Carnap: Einführung in die Philosophie der Naturwissenschaften. München 1969
- L. Geldsetzer: Art. Methodologie. In: HWPh. Bd. V
- A. Menne: Einführung in die Methodologie. Darmstadt 21984
- K. Popper: Logik der Forschung. Tübingen 71982
- M. Riedel: Erklären oder Verstehen. Stuttgart 1978
- E. Topitsch (Hg.): Logik der Sozialwissenschaften. Köln 1972
- A. Wellmer: Methodologie als Erkenntnistheorie. Frankfurt 1972.
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