KLIMAWANDEL: Artenwanderung in der Nordsee
Der Klimawandel könnte sich gravierend auf die Tierwelt in der Nordsee auswirken. Einer neuen Abschätzung zufolge werden in den kommenden Jahrzehnten mehr als 60 Prozent der benthischen (in der Bodenzone lebenden) Tierarten in andere Meeresregionen abwandern.
Wissenschaftler um Michael Weinert von Senckenberg am Meer, einer Außenstelle des Senckenberg Forschungsinstituts in Wilhelmshaven, haben für 75 benthische Spezies modelliert, wie sich deren Verbreitungsgebiete bis zum Jahr 2099 ändern werden. Als Grundlage dienten die prognostizierten Veränderungen des Szenarios A1B des International Panel on Climate Change (IPCC). Demnach werden die bodennahen Temperaturen in der Nordsee bis 2099 um bis zu 5,4 Grad steigen und der Salzgehalt am Meeresgrund durchschnittlich um 1,7 Prozent. Diese Prognosen korrelierten die Forscher mit eigenen Langzeitmessungen und ließen die Daten in die Software Maxent einfließen, die Tier- und Pflanzenhabitate und ihre Änderungen zu modellieren erlaubt.
Laut den Berechnungen werden 64 Prozent der abwandernden Arten nach Norden migrieren und 36 Prozent nach Süden – jeweils um bis zu 100 Kilometer. Stark betroffen wird die Fauna der südlichen Nordsee und der Deutschen Bucht sein; dort erwartet das IPCC auch die höchsten Temperaturanstiege. Im Zuge der Wanderbewegungen werden die Verbreitungsgebiete vieler Spezies schrumpfen, prognostiziert das Modell. Mit weit reichenden Folgen: Verschwinden etwa Arten, die das Sediment durchwühlen, wird weniger organisches Material abgebaut, was sich auf Wasserqualität und Fischbestände auswirkt. Die Forscher erwarten, dass sich in den frei werdenden Lebensräumen invasive Arten wie die Pazifische Felsenauster ansiedeln.
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