Login erforderlich
Dieser Artikel ist Abonnenten mit Zugriffsrechten für diese Ausgabe frei zugänglich.
Babylon / Bibel: Chiffre Babel
Im 6. Jahrhundert v. Chr. kam es zu einer der größten Krisen in der jüdischen Geschichte: Tausende Einwohner von Jerusalem wurden nach Babylon verschleppt. Dies veranlasste die versprengten Gläubigen, alte und neue Erfahrungen mit Gott niederzuschreiben – große Teile des Alten Testaments entstanden. Seitdem steht der Name »Babel« in der Bibel für Gericht, Gewalt und Gottlosigkeit.
Viele altorientalische Quellen preisen Babylon wegen seiner Pracht und Größe als Nabel der Welt. Doch bei jemandem, der wie ich auf die Erforschung des Alten Testaments spezialisiert ist, weckt der Name vor allem negative Assoziationen. Denn in der Bibel kommt die Stadt mit dem schönen Namen "Gottestor" (so die Bedeutung des akkadischen Namens bab-ili) schlecht weg – steht sie dort doch für den absoluten Tiefpunkt in der Geschichte des jüdischen Volks.
Im 6. Jahrhundert v. Chr. hatte der babylonische König Nebukadnezar II. Jerusalem erobert und die wirtschaftliche und religiöse Elite in die Hauptstadt seines Reichs deportiert. Dieses Exil hinterließ tiefe Spuren. Noch Jahrhunderte danach war die Erinnerung so lebendig, dass der Ort als fiktive Szenerie für eine Reihe von biblischen Texten diente. Die Metropole wurde zum Inbegriff einer gott- und glaubensfeindlichen Umwelt. Babylon entwickelte sich zu einer Chiffre für alles, was sich Juden und später auch Christen unter Tyrannei und Lasterhaftigkeit vorstellten – vor allem aber zur Projektionsfläche für die Versuchung, sich den irdischen Mächten zu beugen, dem eigenen Glauben untreu zu werden und eine fremde Religion und Kultur anzunehmen.
Bibelleser stoßen zum ersten Mal im Buch Genesis auf "Babel": Dort ordnet eine so genannte Völkertafel die außenpolitischen Beziehungen der babylonischen (7./6. Jahrhundert v. Chr.) und persischen (5./4. Jahrhundert v. Chr.) Epoche in Form von Abstammungs- und Verwandtschaftsverhältnissen. Babel ist hier aber lediglich ein Name unter vielen, eine rein geografische Bezeichnung für einen fernen Ort …
Im 6. Jahrhundert v. Chr. hatte der babylonische König Nebukadnezar II. Jerusalem erobert und die wirtschaftliche und religiöse Elite in die Hauptstadt seines Reichs deportiert. Dieses Exil hinterließ tiefe Spuren. Noch Jahrhunderte danach war die Erinnerung so lebendig, dass der Ort als fiktive Szenerie für eine Reihe von biblischen Texten diente. Die Metropole wurde zum Inbegriff einer gott- und glaubensfeindlichen Umwelt. Babylon entwickelte sich zu einer Chiffre für alles, was sich Juden und später auch Christen unter Tyrannei und Lasterhaftigkeit vorstellten – vor allem aber zur Projektionsfläche für die Versuchung, sich den irdischen Mächten zu beugen, dem eigenen Glauben untreu zu werden und eine fremde Religion und Kultur anzunehmen.
Bibelleser stoßen zum ersten Mal im Buch Genesis auf "Babel": Dort ordnet eine so genannte Völkertafel die außenpolitischen Beziehungen der babylonischen (7./6. Jahrhundert v. Chr.) und persischen (5./4. Jahrhundert v. Chr.) Epoche in Form von Abstammungs- und Verwandtschaftsverhältnissen. Babel ist hier aber lediglich ein Name unter vielen, eine rein geografische Bezeichnung für einen fernen Ort …
Schreiben Sie uns!
Beitrag schreiben