Babylon / Bibel: Chiffre Babel
Im 6. Jahrhundert v. Chr. hatte der babylonische König Nebukadnezar II. Jerusalem erobert und die wirtschaftliche und religiöse Elite in die Hauptstadt seines Reichs deportiert. Dieses Exil hinterließ tiefe Spuren. Noch Jahrhunderte danach war die Erinnerung so lebendig, dass der Ort als fiktive Szenerie für eine Reihe von biblischen Texten diente. Die Metropole wurde zum Inbegriff einer gott- und glaubensfeindlichen Umwelt. Babylon entwickelte sich zu einer Chiffre für alles, was sich Juden und später auch Christen unter Tyrannei und Lasterhaftigkeit vorstellten – vor allem aber zur Projektionsfläche für die Versuchung, sich den irdischen Mächten zu beugen, dem eigenen Glauben untreu zu werden und eine fremde Religion und Kultur anzunehmen.
Bibelleser stoßen zum ersten Mal im Buch Genesis auf "Babel": Dort ordnet eine so genannte Völkertafel die außenpolitischen Beziehungen der babylonischen (7./6. Jahrhundert v. Chr.) und persischen (5./4. Jahrhundert v. Chr.) Epoche in Form von Abstammungs- und Verwandtschaftsverhältnissen. Babel ist hier aber lediglich ein Name unter vielen, eine rein geografische Bezeichnung für einen fernen Ort …
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