Denisovaner: Alles begann mit einem Fingerknöchelchen
Immer wenn die Bekanntgabe einer bedeutenden Entdeckung bevorsteht, macht sich das in der Cafeteria des Leipziger Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie als Erstes bemerkbar. Die Luft schwirrt dann dort regelrecht vor Gerüchten. Solche Momente gab es in der Vergangenheit häufiger. Denn seit der Gründung des Instituts 1997 jagte eine Entdeckung die nächste. Besonders hat sich aber das Jahr 2010 ins kollektive Gedächtnis der Leipziger Forscher gebrannt – da herrschte in der Cafeteria außergewöhnlich viel Aufregung. In jenem Jahr hatten meine Kollegen nicht nur das Erbgut des Neandertalers entziffert, sondern auch eine bisher unbekannte, ausgestorbene Menschenform entdeckt – und das auf eine nie da gewesene Art und Weise: nur durch die Sequenzierung von DNA aus einem winzigen fossilen Knochenstück.
Schon seit vielen Jahren hat die Paläogenetik im Leipziger Max-Planck-Institut einen gewaltigen Aufschwung erlebt. Die treibende Kraft dahinter war mein Kollege Svante Pääbo. Zusammen mit seinem Team entzifferte er 2006 ein kurzes Stück aus der Erbsubstanz des Neandertalers – dessen mitochondriale DNA (mtDNA) …
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