Physik: Die fünfte Kraft
Es ist unvorstellbar klein: ein Punkt im Mikrokosmos, wie alle Elementarteilchen. Doch das Gespenst, das sie X17 nennen, muss auch höchst wählerisch sein, extrem scheu und überraschend mächtig: Wenn es auftaucht, lässt es die Welt der Atomkerne erzittern, als Bote einer fünften, bislang unbekannten Kraft.
Aber gibt es sie und X17 wirklich? Einer, der das herausfinden will, sitzt in der ungarischen Stadt Debrecen, in einem der führenden Physikinstitute des Landes, und seufzt. Attila Krasznahorkay ist ein zurückhaltender Mann, schüchtern, bescheiden und höflich, 66 Jahre alt, vom Typ her eher Bibliothekar als Geisterjäger. »Wir müssen sehr vorsichtig sein«, sagt er leise.
Für den ungarischen Physiker begann die Suche bereits vor 20 Jahren, mit dem Anruf seines niederländischen Kollegen Fokke de Boer, der begeistert von dem neuen Teilchen erzählte. Erst war Krasznahorkay skeptisch, ließ sich Unterlagen zuschicken, wägte ab. Dann sagte er zu. »Ich dachte damals, die Sache hat sich nach einer Woche erledigt.«
Heute ist der Ungar noch immer dabei, und mittlerweile so etwas wie der Anführer der Jagd. In seinem Büro am Atomki-Forschungsinstitut hat er mehrere akkurat getackerte Fachaufsätze ausgebreitet, durch die Jalousien fällt die Nachmittagssonne. Mit dem Finger zeigt er auf eine kleine Beule in einer Messkurve, keine drei Zentimeter hoch. Die Fährte von X17, glauben Krasznahorkay und sein Team. »Es ist eine winzige Abweichung.«
In der Physik werden nur selten neue Elementarteilchen entdeckt …
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