Neurogastronomie: Die Lust auskosten
Herr Professor Kringelbach, sind Sie ein glücklicher Mensch?
Ich bin ein ziemlich glücklicher Mensch, ja – ich fühle mich privilegiert, dass ich das machen kann, was ich wirklich machen will ...
Nicht auch wegen Ihres konkreten Forschungsthemas? Schließlich befassen Sie sich permanent mit Freude und Genuss.
O ja. (Lacht.) Allerdings liegt der Zusammenhang von Genuss und Freude mit Glück nicht so ganz auf der Hand. Man kann das auf vielfältige Weise betrachten, aber ich halte mich an Aristoteles. Er unterschied Hedonie und Eudaimonie. Das eine lässt sich grob mit Vergnügen oder Lust übersetzen. Das zweite bedeutet dagegen so etwas wie umfassendes Wohlergehen und Sinnerfüllung – das ist das tiefere und wichtigere Ziel, für Forscher aber schwer zu handhaben. Denn wie misst man so etwas wie Lebenssinn?
Also haben Sie sich erst mal der Hedonie zugewandt.
Genau. Vergnügen und Genuss – das Deutsche ist da übrigens etwas kompliziert, im Englischen geht es immer nur um "pleasure" – kann man in Experimenten ziemlich einfach erzeugen. Zum Beispiel wenn Probanden etwas lecker finden. Und das steht durchaus in Bezug zur Eudaimonie. Zwar gibt es keine belastbaren Belege dafür, dass solche kurzen Genüsse, selbst in großer Zahl, uns zu glücklichen Menschen machen. Was Studien aber klar gezeigt haben, ist ein Zusammenhang zwischen Anhedonie, also dem Fehlen von Genuss und Freude, und dem Unglücklichsein. Wenn wir besser verstehen, wie Genuss im Gehirn entsteht, sollte es also möglich werden, Anhedonie zu lindern und damit Menschen aus dem Unglück zu helfen ...
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