Direkt zum Inhalt

Editorial: Ist das noch normal?

Anna von Hopffgarten

Hand aufs Herz: Haben Sie schon mal nach den ersten Anzeichen für Demenz gegoogelt? Vielleicht fiel Ihnen in letzter Zeit häufiger ein Name nicht ein, oder Sie suchten mehrmals nach Ihrem Schlüssel. Und schon war sie da, die Sorge, das eigene Gedächtnis könnte bereits im Abbau begriffen sein.

Mir jedenfalls ging es schon öfter so. Während ich zu Studienzeiten weder Pack- noch Einkaufslisten brauchte, krame ich inzwischen nach fast jedem Blick auf den Zettel in meinen Jackentaschen, weil ich sofort vergesse, wo ich ihn hingesteckt habe. Und neue Namen sind oft schon wieder weg, bevor ich mich von der Person verabschiedet habe. Ist das bereits krankhaft, oder handelt es sich um reguläre Schwankungen der mentalen Leistung?

Der Neurobiologe Martin Korte von der TU Braunschweig kann mich beruhigen: Vergessen ist eine wichtige Funktion des Gehirns, schreibt er im Titelthema ab S. 12. Würde unser Gedächtnis jeglichen Input speichern, wäre es heillos überfordert. Die zunehmende Schusseligkeit im Alter habe im Übrigen nicht viel mit einem nachlassenden Erinnerungsvermögen zu tun, sondern sei Folge erhöhter Ablenkbarkeit. In seinem Artikel erklärt Korte, was ein gesundes Gedächtnis ausmacht und wo es naturgemäß an seine Grenzen stößt.

Dass wir die Stärken und Schwächen der eigenen Merkfähigkeit überhaupt beurteilen können, verdanken wir unserem Metagedächtnis, wie Monika Undorf von der Universität Mannheim im zweiten Teil des Titelthemas darlegt. Allerdings unterlaufen uns hierbei Fehler, die uns beim Lernen behindern. Wie man zu realistischeren Selbsteinschätzungen kommt, schildert die Psychologin ab S. 22.

Bevor Sie also das nächste Mal »Frühdemenz« in die Suchmaschine tippen, beherzigen Sie doch Undorfs Tipps! Vielleicht braucht lediglich Ihr Metagedächtnis eine kleine Trainingseinheit.

Eine unvergessliche Lektüre wünscht Ihnen
Anna von Hopffgarten

Kennen Sie schon …

Gehirn&Geist – Licht - Wie es unser Denken beflügelt

Wenn die dunkle Jahreszeit beginnt, machen wir es uns gern mit Lichterketten und Kerzen gemütlich. Dabei hellt Licht nicht nur die Stimmung auf: Dank seines Einflusses auf die Hirnfunktion kann das Denken profitieren. Daneben berichten wir, wie Einzelkinder wirklich sind, oder wie Blase und Gehirn beim Urinieren zusammenarbeiten und was es mit dem Harndrang auf sich hat. Unser Artikel über Sigmund Freund widmet sich der unrühmlichen Geschichte der Psychologie und Psychotherapie unterm Hakenkreuz. Im Interview gibt die Psychologin Gilda Giebel Einblicke in den Alltag in der Sicherungsverwahrung. Sie behandelte dort als systemische Therapeutin die brutalsten Männer Deutschlands.

Gehirn&Geist – Faszination Gehirn: 38 Infografiken über unser Denken, Fühlen und Handeln

Weil Sprache allein nicht immer das beste Kommunikationsmittel ist, werden seit 2013 ausgewählte Inhalte auf eine andere Art präsentiert: in Infografiken. Denn manches lässt sich in Bildern so viel einfacher darstellen als mit Worten. In dieser Spezialausgabe von »Gehirn&Geist« präsentieren wir ein »Best-of« unserer Infografiken zu Psychologie, Hirnforschung und Medizin. Wie funktioniert unser Orientierungssinn? Was haben Darmbakterien mit der Psyche zu tun? Was macht eine angenehme Unterhaltung aus? Wie wirkt Alkohol im Gehirn? Und warum lassen wir uns im Supermarkt so leicht zu Spontankäufen animieren? Antworten auf diese und viele weitere Fragen finden Sie in dieser Spezialausgabe von »Gehirn&Geist«. Jede der 38 Grafiken im Heft widmet sich einem eigenen Thema.

Spektrum - Die Woche – Neue Reben für den Weinbau

Von Klimawandel und Krankheiten bedroht, muss der Weinbau an die neuen Bedingungen angepasst werden. Die Genschere soll den Wein der Zukunft retten. Außerdem beobachtet »Die Woche«, wie Künstlerinnen und Künstler die Welt wahrnehmen und wie sich soziale Unsicherheiten durch Social Media verstärken.

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.