Editorial: Therapie to go
Macht das Internet bald den Gang zum Psychotherapeuten überflüssig? Diese provokante Frage umkreisen die Artikel unseres Titelkomplexes in diesem GuG-Heft. Eine Vielzahl neuer Tools und Internetforen bieten heute mobile Unterstützung fürs Seelenwohl: Die elektronischen Helfer erleichtern es etwa Menschen mit Depressionen oder Angststörungen, regelmäßig ihre Gefühlslage zu kontrollieren, sie dienen ihnen als Motivationsstütze oder Notrufsäule für die Hosentasche.
Doch ohne professionelle Anleitung sind solche Angebote mit Vorsicht zu genießen, erklärt unsere Autorin Jana Hauschild in ihrem Übersichtsartikel in Sachen "Handytherapie". GuG-Redakteurin Christiane Gelitz machte bei der Recherche zu Therapieangeboten im Internet ähnliche Erfahrungen, wie sie ab S. 40 schildert. Ihren Onlineselbsttest finden Sie übrigens auch auf unserer Webseite www.gehirn-und-geist.de/onlinetherapie.
In jeder Ausgabe von GuG präsentieren wir Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, ein Schwerpunktthema, das wir in mehreren Beiträgen ausführlich beleuchten. Bei der Fülle an spannenden Themen, die die Erforschung von Gehirn und Geist bereithält, fällt uns Redakteuren die Entscheidung dabei oft nicht leicht. So hätte in diesem Heft auch das Spezial zur "Embodiment"-Forschung durchaus das Zeug zum Titelthema.
Embodiment – so bezeichnen Lern- und Kognitionspsychologen die erstaunliche Tatsache, dass unser Körper viele Denkprozesse beeinflusst. Wer mit dem Armen weit hin- und herschwingt, bildet anschließend ungewöhnlichere Assoziationen als bewegungslose Testkandidaten; wer eine schwere Kladde in Händen hält, beurteilt andere als besonders seriös; und wer Wellenlinien statt scharfer Zacken zeichnet, ist anschließend kreativer! Glauben Sie nicht? Ab S. 26 bringen wir Sie auf den aktuellen Stand der Forschung. Dass Bewegung buchstäblich das Lernen erleichtert, lässt auch Pädagogen aufhorchen: So können spezielle Gesten das mathematische Verständnis von Kindern fördern oder das Fremdsprachenlernen unterstützen!
Eine in jeder Hinsicht anregende Lektüre
wünscht Ihr
Steve Ayan
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