Elternschaft: Schwere Geburt
Ein Kind zu bekommen, ist für Eltern ein ganz besonderer Moment. Den Augenblick, wenn sie ihr Neugeborenes das erste Mal im Arm halten, beschreiben viele Mütter und Väter als einen der schönsten in ihrem Leben. Doch die Stunden zuvor sehen in den meisten Fällen anders aus; Wunschvorstellung und Realität liegen hier oft weit auseinander. Zahlreiche Eltern erhoffen sich eine natürliche Geburt mit minimaler medizinischer Intervention. Nicht wenige sind überrascht, wie stark die Schmerzen und wie groß die Erschöpfung sein kann, wie schnell Komplikationen auftreten können – und wie viel Zeit vergeht, bis das Baby endlich da ist.
Manche Eltern empfinden die Ankunft ihres Kindes sogar als traumatische Erfahrung. Etwa weil Eingriffe vorgenommen werden, denen sie nicht zugestimmt haben, die Geburt lebensbedrohlich für das Neugeborene beziehungsweise die Mutter war oder weil sie im Kreißsaal Gewalt erlebt haben. Dann geht es nicht mehr nur um eine Lücke zwischen Wunsch und Realität – sondern auch darum, wie mit den Eltern in der schwierigen Situation umgegangen wurde.
Studien zeigen, dass je nach untersuchtem Land 20 bis 68 Prozent aller Gebärenden die Geschehnisse im Kreißsaal traumatisch fanden. Dies kann sich langfristig negativ auswirken, etwa auf die Beziehung mit dem Baby, auf das Stillverhalten oder auf die Entscheidung, weitere Kinder zu bekommen. Die Erfahrung führt mitunter zu einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) oder einer postpartalen Depression. In einer 2021 veröffentlichten Studie von Fatma Bay und Fatma Deniz Sayiner von der Karatay University in der Türkei hatte jede dritte von 550 befragten Frauen angegeben, dass die Geburt ihres Kindes traumatisch gewesen war. Betroffene hatten ein vier- bis fünffach erhöhtes Risiko, an einer postpartalen Depression zu erkranken…
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