Endometriose: Gewebe auf Abwegen
Jede Frau mit Endometriose kann ihre eigene Geschichte über den Moment erzählen, als ihr klar wurde, dass diese Bauchschmerzen nicht normal sind. Bei Emma geschah es, als sie eines Tages in der zehnten Klasse während des Geschichtsunterrichts ohnmächtig wurde. Sie fühlte sich wie ein Kürbis, der von innen her ausgehöhlt wird. Ihr Frauenarzt vermutete außergewöhnliche Menstruationskrämpfe und verschrieb Antibabypillen. Das half nur wenig. »Er gab mir das Gefühl, ich wäre verrückt«, meint Emma, die inzwischen Ende 30 ist und ihren richtigen Namen nicht nennen möchte. »Erst später begriff ich: Wenn eine Frau ein unklares medizinisches Problem hat, glaubt man ihr einfach nicht.«
Es dauerte sechs Jahre, bis ein Arzt durch eine Bauchspiegelung die Ursache der Schmerzen entdeckte. Jetzt wusste Emma, dass sie unter Endometriose leidet – einer Krankheit, bei der sich Gewebe der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) in anderen Teilen des Körpers festsetzt. Emmas Bauchorgane waren mittlerweile wie von einem Rankengeflecht umschlungen.
Vergleiche aus der Pflanzenwelt erscheinen bei der Beschreibung der Endometriose durchaus angebracht. Wie eine Schlingpflanze, die sich um Bäume und Sträucher windet, breiten sich versprengte Gebärmutterschleimhautzellen aus und hinterlassen vernarbtes Gewebe. Bauchorgane wie Blase, Darm oder Harnleiter können dabei befallen sein. Auch nach einer chirurgischen Entfernung wachsen schadhafte Stellen häufig wieder nach; mehr als die Hälfte der operierten Frauen müssen sich innerhalb von sieben Jahren einem zweiten Eingriff unterziehen. Den Chirurgen offenbart sich dann mitunter beim Öffnen des Bauchraums ein Netz aus vernarbtem Gewebe, das Darm, Eierstöcke und Nerven umhüllt oder die Eileiter derart zusammenquetscht, dass eine Eizelle nicht mehr hindurchpasst.
Trotz ihrer dramatischen Auswirkungen bleibt die Endometriose rätselhaft ...
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