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Streitgespräch: »Es geht um nachhaltige Landwirtschaft«

Was spricht für die Grüne Gentechnik, was dagegen? Eine Debatte mit Detlef Weigel, Professor am Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie, und Christof Potthof, Biologe beim Gen-ethischen Netzwerk.
Eine Hand mit Pinzette setzt ein Stück in einen stilisierten Erbgutstrang ein.

Herr Potthof, warum stehen Sie der Grünen ­Gentechnik kritisch gegenüber?

Potthof: Rund um den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen gibt es bis heute verschiedene ungeklärte Fragen. Sie betreffen die Ökologie, die Nahrungsmittelsicherheit, den Verbraucherschutz, die Sozioökonomie, zum Beispiel den Patentschutz, und reichen bis hinein in die Kapitalismuskritik.

Gab es in Ihrer Vergangenheit einen konkreten Punkt, an dem Sie zum Schluss gekommen sind, der Grünen Gentechnik gegenüber kritisch eingestellt sein zu müssen?

Potthof: Bis vor gut zehn Jahren wurde die gentechnisch veränderte Maissorte MON810 in Deutschland angebaut. Dieser so genannte Bt-Mais bildet ein Protein aus, das für Insekten giftig ist und mit Pollen hinweggetragen wird. Es beeinflusst die Umwelt über den Acker hinaus. Wie will man das regulieren? Das war für mich eine interessante Frage. Im Gen-ethischen Netzwerk stellten wir dazu Informationen bereit, um möglichst vielen Menschen die Debatte zu ermöglichen. Wir organisierten Veranstaltungen und wurden zu Diskussionsveranstaltungen eingeladen. Und wir haben Bürgerinitiativen unterstützt. An dieser Schnittstelle sehen wir uns immer noch.

Herr Weigel, können Sie verstehen, dass große Teile der Bevölkerung die Grüne Gentechnik ablehnen, wie Umfragen ergeben haben?

Weigel: Auf jeden Fall. Ich habe schon als Jugendlicher in den 1970er Jahren hautnah den Streit um die Lagerung von Atommüll mitbekommen und kann mich noch an die sehr unkritischen und technikgläubigen Positionen der damaligen Atomenergiebefürworter erinnern. Vieles von dem, was seinerzeit versprochen wurde, trat nicht ein, und manche mögen das nun bei der Grünen Gentechnik ebenfalls befürchten. Allerdings weiß auch jeder: Das Ergebnis von Umfragen richtet sich danach, wie die Fragen formuliert werden. Stellt man die Menschen vor die Wahl »Tomate oder Tomate mit Extra-Gen«, dann ist es doch normal, dass sie sich für das Erste entscheiden. Fragt man aber »Möchten Sie eine gentechnisch veränderte, ungespritzte Tomate – oder eine gentechnikfreie, die 20-mal mit Chemikalien besprüht wurde?«, sieht die Sache schon wieder anders aus …

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