Religiosität: Homo religiosus
Die andauernde Debatte über Wissenschaft und Religion nimmt eine neue Wende: Forscher suchen nach den biologischen Wurzeln des Glaubens. Für den Religionswissenschaftler Michael Blume von der Universität Heidelberg spricht vieles dafür, Spiritualität und Frömmigkeit als "segensreiche" Produkte der Evolution zu begreifen
In der mittleren Altsteinzeit, vor mindestens 120 000 Jahren, taten Homo sapiens und Neandertaler etwas, was bis dahin keiner anderen Spezies auf unserem Planeten in den Sinn gekommen war: Sie bestatteten ihre Toten in rituellem Rahmen. Zahl und Komplexität dieser ersten Grablegungen nahmen sehr schnell zu. Das lassen archäologische Funde vermuten. Heute sind Trauerfeiern in jeder Kultur selbstverständlich – ja selbst entschieden atheistische Bewegungen geleiten ihre Toten rituell ins Jenseits: Um Lenin, Mao oder Atatürk etwa wurde ein geradezu religiöser Kult inszeniert, indem ihre Anhänger sie in Bildern und Zitaten verewigten, vor Kritik abschirmten und ihnen sogar prachtvolle Mausoleen bauten. Die Vermutung liegt nahe: Stand die Sorge um die Toten am Beginn menschlicher Religiosität? ...
Schreiben Sie uns!
2 Beiträge anzeigen