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Verhaltensforschung: Vierbeiner mit Zwangsstörung

Sie jagen stundenlang ihren Schwanz oder schlecken sich die Pfoten, bis diese wund sind: Hunde zeigen mitunter Verhaltensweisen, die denen von Menschen mit einer Zwangsstörung erstaunlich ähneln. Kann ein Tiermodell helfen, die Krankheit besser zu verstehen?
Auch Hunde leiden unter Zwangsstörungen.

Neugierig betrachte ich einen Bullterrier namens Sputnik und suche nach Gemeinsamkeiten. Er ist drei Jahre alt, hat überwiegend schiefergraues Fell mit einem weißen Streifen am Kopf und einem rosafarbenen Fleck auf der lang gezogenen Schnauze. Bislang verbindet uns lediglich, dass wir beide in einem Wohnwagen in North Grafton im US-Bundesstaat Massachusetts warten. Dieser dient der Cummings School of Veterinary Medicine der Tufts University als Untersuchungsraum.

Sputnik leidet an einer "Hunde-Zwangsstörung" (im Englischen "canine compulsive disorder", CCD); der Tiermediziner Nicholas Dodman, der sich seit mehr als 20 Jahren mit dem Phänomen beschäftigt, soll ihn heute durchchecken. Ich nehme an der Untersuchung teil, um mehr über Dodmans Arbeit zu erfahren. Nicht ganz uneigennützig möchte ich dabei auch etwas über mich selbst lernen, denn bei mir wurde vor Kurzem ebenfalls eine Zwangsstörung (beim Menschen abgekürzt mit OCD, für "obsessive-compulsive disorder") diagnostiziert ...

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  • Quellen

Davis, L. K. et al.: Partitioning the Heritability of Tourette Syndrome and Obsessive Compulsive Disorder Reveals Differences in Genetic Architecture. In: PLoS Genetics 9, e1003864, 2013

Dodman, N. H. et al.: Genomic Risk for Severe Canine Compulsive Disorder, a Dog Model of Human OCD. In: International Journal of Applied Research in Veterinary Medicine 14, S. 1-18, 2016

Dodman, N. H. et al.: A Canine Chromosome 7 Locus Confers Compulsive Disorder Susceptibility. In: Molecular Psychiatry 15, S. 8-10, 2010

McGregor, N. W. et al.: Polymorphisms within the Neuronal Cadherin (CDH2) Gene Are Associated with Obsessive-Compulsive Disorder (OCD) in a South African Cohort. In: Metabolic Brain Disease 31, S. 191-196, 2016

Ogata, N. et al.: Brain Structural Abnormalities in Doberman Pinschers with Canine Compulsive Disorder. In: Progress in Neuro-Psychopharmacology and Biological Psychiatry 45, S. 1-6, 2013

Pittenger, C. et al.: Glutamatergic Dysfunction in Obsessive-Compulsive Disorder and the Potential Clinical Utility of Glutamate-Modulating Agents. In: Primary Psychiatry 13, S. 65-77, 2006

Rapoport, J. L. et al.: Drug Treatment of Canine Acral Lick. An Animal Model of Obsessive-Compulsive Disorder. In: Archives of General Psychiatry 49, S. 517-521, 1992

Stewart, S. E. et al.: A Single-Blinded Case-Control Study of Memantine in Severe Obsessive-Compulsive Disorder. In: Journal of Clinical Psychopharmacology 30, S. 34-39, 2010

Wald, R. et al.: The Combined Effects of Memantine and Fluoxetine on an Animal Model of Obsessive Compulsive Disorder. In: Experimental and Clinical Psychopharmacology 17, S. 191-197, 2009

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