Sexueller Konsens: Ja, nein, vielleicht
Nele (Name und Fallgeschichte anonymisiert) hatte gerade ihre Flamme in Hamburg besucht. Nach einer durchfeierten Nacht auf der Reeperbahn landeten sie in seiner Wohnung. Er wollte Sex, sie nicht. »Ich habe trotzdem nicht Nein gesagt. Denn ich war frisch in ihn verliebt und wollte ihm nah sein. Und ich war auf den Schlafplatz angewiesen«, erzählt Nele. Deswegen habe sie seinen Annäherungsversuchen nach anfänglichem Zögern nachgegeben. »Nachdem er fertig war, musste er auf einmal los zur Arbeit. Ich blieb in der leeren Wohnung zurück und war plötzlich sehr traurig. Ich fühlte mich benutzt«, sagt sie.
Eine ganz andere Situation schildert Larissa (Name und Fallgeschichte anonymisiert). Auch sie sei mit ihrem neuen Date im Bett gelandet. Beide hatten Lust aufeinander. Doch während des Sex hätte er ohne Vorwarnung seine Hände an ihre Kehle gelegt und sie gewürgt. »Die Ironie dabei: Das ist etwas, worauf ich eigentlich total stehe«, so Larissa. »Aber das konnte er ja nicht wissen. Und weil es aus dem Nichts heraus kam, fühlte es sich an, als hätte ich keine Kontrolle mehr über die Situation«, erklärt sie. Später habe sie ihn darauf angesprochen und ihn gebeten, in Zukunft nachzufragen. »Seitdem klappt es besser. Wir probieren heute noch härtere Praktiken gemeinsam aus. Aber wir reden vorher darüber.
Beide Frauen beschreiben eine sexuelle Begegnung, die nicht ihren Wünschen entsprach. Nele hatte den Sex nicht gewollt, jedoch nach eigener Aussage auch nicht als Übergriff empfunden. Larissa schildert hingegen etwas, was sie prinzipiell mochte, dem sie jedoch in der Situation nicht zugestimmt hatte. Die Erlebnisse hinterließen bei beiden ein schales Gefühl. Und damit sind sie alles andere als allein: Für meine Recherche startete ich einen Aufruf, in dem ich nach persönlichen Erfahrungen mit unklarem Konsens fragte, und bekam prompt zahlreiche Geschichten dieser Art zu hören…
Schreiben Sie uns!
Beitrag schreiben