Evolution: Bewegung fürs Gehirn
In den 1990er Jahren machten Neurowissenschaftler eine Reihe von Entdeckungen, die eine Grundannahme ihrer Fachdisziplin zu Fall brachten: Jahrzehntelang war man davon ausgegangen, dass das ausgereifte Gehirn erwachsener Säugetiere nicht mehr in der Lage ist, neue Nervenzellen zu bilden. Die während des Alterns absterbenden Nervenzellen könnten somit keinesfalls ersetzt werden. Aber die Indizien verdichteten sich, dass auch bei älteren Individuen noch neue Neurone entstehen können. Eines der aufregendsten Experimente publizierten Forscher im Jahr 1999 in der Zeitschrift »Nature Neuroscience«. Sie hatten am kalifornischen Salk Institute for Biological Studies bei Mäusen, die im Laufrad rennen durften, nämlich besonders viele neu gebildete Nervenzellen im Hippocampus beobachtet – einer Hirnstruktur, die mit wichtigen Gedächtnisfunktionen betraut ist.
Untersuchungen in den darauf folgenden Jahren legten nahe, dass sich sportliche Aktivität auch beim Menschen positiv auf das Gehirn auswirkt. Laut verschiedenen Studien könnte Bewegung sogar das Risiko für eine Alzheimerdemenz und andere neurodegenerative Erkrankungen verringern. Doch warum hat Sport hier überhaupt einen Einfluss? Dass er Körperorgane wie Herz und Lunge stärkt, können wir leicht nachvollziehen. Beim Joggen etwa benötigen unsere Muskeln mehr Sauerstoff, und mit der Zeit reagiert das Herz-Kreislauf-System auf die erhöhten Anforderungen, indem das Herz größer wird und neue Blutgefäße bildet. Diese Reaktion ist sinnvoll, um die physiologische Leistungsfähigkeit zu steigern. Weshalb aber auch das Gehirn sich anpasst, liegt nicht so klar auf der Hand. Schließlich muss man beim Laufen oder Wandern nicht groß nachdenken, oder? Vielleicht verstehen wir den Zusammenhang besser, wenn wir die Lebensweise unserer Urahnen berücksichtigen ...
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