Stottern: Stau im Redefluss
Schon als Kind wollte Lee Reeves Tierarzt werden. In seiner Jugend ging er deshalb an einem Samstagmorgen zur lokalen Tierklinik, um sich um eine Stelle zu bewerben. Er wartete dreieinhalb Stunden, bis der Praxisleiter Peter Malnati alle Hunde und Katzen untersucht hatte. Als der Tierarzt schließlich aus dem Behandlungszimmer kam, fragte er den Jungen, was er für ihn tun könne. Reeves, der stotterte, seit er drei Jahre alt war, hatte Schwierigkeiten, auf die Frage zu antworten. Er stammelte, dass er in der Klinik arbeiten wolle. Doch als Malnati ihn nach seinem Namen fragte, verschlug es ihm die Sprache. Der Mann griff schließlich zu einem Stück Papier und bat Reeves, seine Kontaktdaten aufzuschreiben. Er erwähnte dabei, dass er aktuell leider keine freien Stellen habe. »Ich weiß noch, wie ich an diesem Morgen aus der Klinik ging und dachte, mein Leben wäre mehr oder weniger vorbei«, schildert Reeves. »Nicht nur, dass ich nie Tierarzt werden könnte – ich würde nicht einmal einen Job zum Käfigputzen bekommen.«
Seit der Episode sind mehr als 50 Jahre vergangen. Reeves, heute 72 Jahre alt, ist in den Vereinigten Staaten zum bekannten Fürsprecher für Menschen mit Sprachbehinderungen geworden. Lange Zeit leitete er als Vorstandsvorsitzender die National Stuttering Association. Den Frust und die Peinlichkeit jenes Tages hat er aber nie vergessen. Die meisten Stotterer können wohl von ähnlichen Erfahrungen in ihrem Leben berichten…
Schreiben Sie uns!
Beitrag schreiben