Geologie: Tiefbeben durch Ultraschall
Wo ozeanische Kruste unter leichtere Kontinentalplatten abtaucht, kommt es bis zu 600 Kilometer unter der Oberfläche immer wieder zu Erdbeben. Der Grund dafür ist bis heute ein Rätsel; denn bei den hohen Temperaturen und Drucken in dieser Tiefe verformt sich das Gestein unter Spannung, statt – wie in bodennahen Schichten – ruckartig zu zerbrechen. Eine mögliche Erklärung fanden nun Wissenschaftler vom Bayerischen Geoinstitut und vom University College in London bei Experimenten mit Serpentinit. Sie unterwarfen das grünliche Gestein, das in abtauchen der ozeanischer Kruste vorkommt, jenen extremen Bedingungen, die im Erdmantel in Tiefen von rund 200 Kilometern herrschen. Dazu setzten sie eine nur wenige Millimeter große Probe zwischen Diamantstempeln Drucken von 1,5 bis 8,5 Gigapascal (dem bis zu 85000fachen des Luftdrucks) und Temperaturen bis zu 900 Grad Celsius aus. Bei dieser Behandlung gab das Gestein schließlich schlagartig Wasser ab und zerbröckelte unter Aussendung von Ultraschallwellen. Solche akustischen Emissionen können nach Ansicht der Forscher auch bei Subduktionsprozessen in etwa 200 Kilometer Tiefe freigesetzt werden und Erdbeben auslösen. (Science, 15. 11.2002, S. 1407)
Aus: Spektrum der Wissenschaft 1 / 2003, Seite 36
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