Traumata: Helfer in der Not
Mitten in der Nacht wachte ich auf. Ich vernahm seltsame Geräusche im Haus: flüsternde Stimmen, Schritte, ein leises Weinen. Ich blieb eine Weile reglos auf meiner Pritsche liegen und versuchte zu verstehen, was hier gerade passierte. Mein Herz klopfte, und Schweißtropfen traten mir auf die Stirn. Geräuschlos stand ich auf, ging zwei Schritte, so dass ich durch die geöffnete Tür in den Flur blicken konntenbsp;- und erstarrte, als ich die Furcht einflößende Szene sah, die sich dort abspielte.
Drei Männer mit vermummten Gesichtern und Kalaschnikows im Anschlag umringten meine am Boden kniende Kollegin, die gerade mit zitternden Händen versuchte, unseren Safe zu öffnen. Vor Panik wie gelähmt blieb ich im Schutz der Dunkelheit stehen. Ein heldenhafter Rettungsversuch hätte vermutlich ein böses Ende genommen. Eine Waffe ist eine Waffe. Das versteht man erst, wenn man vor ihr steht.
Nach ein paar Minuten verschwanden die Männer schließlich wieder, und wir gewannen die Kontrolle über unser Heim zurück. Am schlimmsten hatte es einen der Wächter erwischt. Er hatte sich geweigert wegzulaufen und war daraufhin von den Eindringlingen mit einem Gewehrkolben niedergeschlagen worden. Nachdem seine Verletzungen versorgt worden waren, ging ich zu ihm, um auch nach möglichen seelischen Wunden zu schauen. Doch er erklärte mir, dass es ihm gut gehe und so ein Überfall für ihn vergleichsweise leicht zu verkraften sei. Unvermittelt sprang er auf und demonstrierte mir mit wilden Gesten und Geräuschen, wie zwei Jahre zuvor die Exekution seiner acht Familienmitglieder abgelaufen war. Er habe das aus nächster Nähe mit ansehen müssennbsp;- aber dank Allahs Hilfe überstanden, so dass er nun wieder ein gutes Leben führen könne. In gelöster Stimmung tranken wir gemeinsam einen Tee. ...
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