Neurogenese: Das Gedächtnis updaten
Wenn man wissen will, was neue Nervenzellen im Gehirn leisten, muss man ihre Wirkung ausschalten und sehen, was dann vom Lernen und Gedächtnis noch übrig bleibt. Als man bei Erwachsenen nachwachsende Neurone entdeckte, vermutete kaum jemand, dass die neuen Nervenzellen etwa das Gedächtnis selbst darstellten. Dafür waren es zu wenige Zellen, und dazu schien auch ihre Position am Eingang zum Hippocampus wenig geeignet. Was aber dann?
Es war die Neurowissenschaftlerin Liz Gould, der ein erster Aufschlag zu der Frage gelang, wozu denn neue Nervenzellen im Hippocampus gut sein mögen. Ihre Arbeit, verfasst gemeinsam mit ihrer Kollegin Tracey Shors von der Princeton University, erschien im Jahr 2000 und sorgte erst einmal für kräftige Verwirrung.
Eine Kontroverse entstand, weil Gould und Shors nicht nur eine ziemlich nebenwirkungsreiche Methode benutzten, um mittels eines harschen Chemotherapeutikums die Stammzellaktivität und damit die adulte Neurogenese im Hippocampus von Ratten zu blockieren. Sie untersuchten als Funktion auch noch eine Konditionierung des Blinzelreflexes. Die beiden Forscherinnen wählten also ausgerechnet ein zentrales Untersuchungsverfahren des Behaviorismus: Bei der Konditionierung lernt das Individuum, zwei Stimuli so miteinander zu verknüpfen, dass hinterher einer von beiden ausreicht, um die Reaktion auszulösen, die ursprünglich nur beim anderen auftrat. Dafür wurde der Blinzelreflex benutzt. Ratten hörten einen Ton, der unmittelbar gefolgt wurde von einem kurzen Luftzug, der die Ratte blinzeln ließ. Nach einer Weile reichte der Ton aus, um die Ratte blinzeln zu lassen. Im Prinzip ist das nicht anders, als wenn jemand lernt, die Augen zusammenzukneifen, wenn ein Paukenschlag nur angedroht wird, und nicht erst, wenn er tatsächlich erfolgt ist. ...
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