Cannabis: Wenn Teenager kiffen
Ein junger Mann, 17 Jahre alt, kifft morgens, mittags und abends. Angefangen hatte es bei einem Treffen mit Freunden, mit einem euphorischen Gefühl und absoluter Gelassenheit. Ab da gönnt er sich jedes Wochenende einen Joint, nach einer Weile dann täglich immer vor dem Schlafengehen. Schließlich stellen sich die ersten Entzugserscheinungen schon mittags in der großen Pause ein. Zur Schule kommt er nicht mehr pünktlich, vergisst anstehende Klassenarbeiten. Seine Eltern machen sich Sorgen, zu Hause gibt es zunehmend Streit deswegen. So oder ähnlich sähen die Probleme ihrer jungen Klienten und Klientinnen aus, beschreibt Eva Hoch. Sie ist Psychologin an der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des LMU Klinikums in München. Gemeinsam mit ihrem Team hat sie deutschlandweit das erste Behandlungsprogramm für Menschen mit einer Cannabis-Konsumstörung entwickelt.
Hoch beobachtet, dass immer mehr Teenager zum Joint greifen. Das gestiegen Interesse belegt unter an derem der Bericht über die »Drogenaffinität Jugendlicher«, den die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung regelmäßig veröffentlicht. Für den Report erhob die Behörde auch, wie viele junge Menschen die Droge zumindest einmal ausprobiert hatten. Das Resultat: 2019 waren es ungefähr 10 Prozent aller 12- bis 17-Jährigen und fast 50 Prozent der 18- bis 25-Jährigen. Nun plant die Bundesregierung die »kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene zu Genusszwecken in lizenzierten Geschäften« (Stand Anfang Oktober 2022). Auch wenn im Koalitionsvertrag von 2021 explizit »an Erwachsene« steht, könnte die Droge für Jugendliche dann leichter zugänglich werden. Das ist bedenklich, weil sie das heranwachsende Gehirn verändert. Wie genau, wird noch untersucht, doch bereits die bisherigen Erkenntnisse sind bemerkenswert.
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