1306 Beinchen: Der erste Tausendfüßer, der seinem Namen gerecht wird
Kaum erforscht ist die Fauna, die in der Tiefe des Gesteins, in Ritzen, Spalten oder Höhlen haust. Jederzeit sind Überraschungen möglich, so wie nun, als Biologen in Australien die Fallen leerten, die sie in 60 Meter tiefe Bohrlöcher einer Bergbaufirma gesteckt hatten. In den mit verrottendem Laub beköderten Behältern hatten sich acht Exemplare einer Tausendfüßerart eingenistet, die tatsächlich 1000 Beine hatten. Genauer gesagt: 1306.
Eumillipes persephone nannte das Team um Paul Marek von der Virgina Tech in Blacksburg, USA, die Art: Das »Eu-« steht für »echt«, das »millipes« für Tausendfüßer, und die griechische Göttin der Unterwelt Persephone stand Patin, weil das Tier in einem unterirdischen Lebensraum beheimatet ist.
Die Exemplare waren rund zehn Zentimeter lang und fadenartig dünn. Das längste Tier, ein Weibchen, brachte es auf 330 Körpersegmente. Vermutlich hilft die Gestalt des blinden Tiers bei der Fortbewegung in den unterirdischen Spalten. Der bisherige Rekordhalter, was die Anzahl der Beinchen angeht, hatte lediglich 750 Stück. Tausendfüßer werden mit vier Segmenten geboren und fügen im Laufe ihres Lebens immer wieder neue hinzu, schreiben die Autoren im Fachblatt »Scientific Reports«. Bei Eumillipes persephone scheint dieser Vorgang ohne Ende weiterzugehen.
Der Tausendfüßer lebt im erzreichen Untergrund der östlichen Goldfields-Provinz in Westaustralien. Die Temperaturen an der Oberfläche erreichen mitunter mehr als 46 Grad Celsius, die Region ist zudem extrem trocken. Doch in den Grundwasser führenden Schichten in der Tiefe bleibe das Thermometer dagegen immer unter 22 Grad – ein über Jahrmillionen stabiles Klima, das Arten ein Zuhause bot, denen es weiter oben auf dem australischen Kontinent zu heiß und zu trocken wurde.
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