Direkt zum Inhalt

Artenschutz: »Kakapos riechen wie moosiger Waldboden«

Sexmuffel, genetischer Flaschenhals, hungrige Fressfeinde: Kakapos haben es mittlerweile schwer zu überleben. Doch engagierte Menschen tun alles für die Rettung der Art. »Spektrum.de« sprach mit der deutschen Biologin Lara Urban, die intensiv am Schutzprogramm mitarbeitet.
Neuseeländischer Kakapo genießt das wilde Leben auf einer rattenfreien Insel

Der Kakapo ist einer der seltensten Vögel der Erde. Die Einschleppung von Ratten, Katzen und anderen Säugetieren durch Menschen hat die flugunfähigen und nachtaktiven Papageien an den Rand des Aussterbens gebracht. Nur noch rund 200 geschlechtsreife Vögel leben auf fünf von Säugetieren frei gehaltenen Inseln im Süden Neuseelands. Die Würzburger Biologin Lara Urban hat sie dort als eine von wenigen ausländischen Wissenschaftlern erforscht und unterstützt den Kampf um das Überleben der eigentümlichen Vögel mit ihren genomischen Untersuchungen. Thomas Krumenacker sprach für »Spektrum.de« mit ihr.

Es gibt viele vom Aussterben bedrohte Vogelarten, für deren Schicksal sich nicht sehr viele Menschen interessieren. Das Interesse am Kakapo ist dagegen groß. In Neuseeland wurde er als einzige Art schon zweimal zum Vogel des Jahres gewählt, und auch im Rest der Welt verfolgen viele Kakapo-Fans gebannt den Kampf um die Bewahrung der Art. Was ist an diesem Vogel so speziell?

Es gibt so viele Besonderheiten, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. Der Kakapo ist Evolution in Echtzeit. Nach der Abtrennung Neuseelands vom Urkontinent Gondwana vor etwa 80 Millionen Jahren entwickelte er sich von einem fliegenden in einen flugunfähigen Vogel, weil es keine Raubtiere mehr gab, vor denen er hätte wegfliegen müssen. Der Kakapo ist damit zu einer Tierart geworden, die sich auch in so ziemlich allen anderen Merkmalen von den übrigen Papageien unterscheidet. So leben Kakapos strikt nachtaktiv, und das Paarungssystem ist einmalig für Papageien: Die Männchen buddeln kleine Kuhlen, aus denen sie in Balzarenen Weibchen zur Paarung herbeirufen. Und natürlich sind die Vögel selbst äußerst liebenswert – die Federn sind wahnsinnig weich, und selbst der Geruch ist besonders.

Wie riechen Kakapos denn?

Sie riechen wie der moosige Waldboden, auf dem sie leben: sehr extrem – wie feuchte Erde.

Wie leben die Vögel?

Die Ernährung ist rein vegetarisch, und die Lebensweise ist, sagen wir, gemütlich. Kakapos sind mit zwei bis drei Kilogramm Gewicht ziemliche Brocken. Tagsüber versuchen sie, sich unter Wurzeln umgestürzter Bäume oder auch ganz oben im Kronenraum zu verstecken. Sie können zwar nicht mehr fliegen, dafür aber ausgezeichnet klettern. Muss ein Vogel mal überstürzt von einem hohen Baum runter, klappt das Gleiten angesichts seines hohen Körpergewichts nicht mehr so richtig gut, und er kracht mehr herunter, als dass er gleitet. Doch beim Klettern und Balancieren helfen die Flügel ausgezeichnet, und Kakapos erklimmen sehr gerne hohe, dünne Bäume, was es ausgesprochen schwer macht, sie einzufangen.

Lara Urban | Die Genomforscherin studierte Biologie in Würzburg und Cambridge und arbeitet am Helmholtz Zentrum München. Als Research Fellow in Neuseeland konzentrierte sie sich auf Genomstudien der beiden vom Aussterben bedrohten Vogelarten Takahe (eine Ralle) und Kakapo.

Der Kakapo galt in den 1970er Jahren schon als ausgestorben, dann wurden kleine Populationen entdeckt. Wie steht es heute um die Art?

Offiziell beträgt der Weltbestand jetzt 197 ausgewachsene Vögel. Das sind etwas weniger als noch 2021, aber die Jungvögel der gerade laufenden Brutsaison sind darin nicht berücksichtigt, und der generelle Aufwärtstrend, der dank eines sehr intensiven Rundumschutzes eingeleitet werden konnte, hält an. Seit den 1990er Jahren, als mit dem systematischen Schutz der Art durch die Umsiedlung der verbliebenen Tiere auf eine raubtierfreie Insel begonnen wurde, hat sich der Bestand vervierfacht. Doch wegen der äußerst geringen Gesamtzahl rangieren sie weiterhin in der höchsten Gefährdungsstufe der Internationalen Naturschutzunion »vom Aussterben bedroht«.

Die Vögel machen es ihren Rettern auch nicht gerade einfach. Schließlich scheinen sie es nicht sehr eilig mit der Fortpflanzung zu haben.

Den Eindruck könnte man gewinnen, wenn man sich den Reproduktionsrhythmus ansieht. Die Vögel pflanzen sich nur in Mastjahren der Rimu-Harzeibe fort, deren Früchte besonders energiereich sind. Weil die Rimu-Mast nur alle zwei bis vier Jahre stattfindet, fallen also viele Jahre für Bruten aus. Auch die Brutbiologie ist sehr speziell. Die Weibchen kopulieren meist nur ein einziges Mal kurz mit einem Männchen, und vielleicht sind auch deshalb recht viele der bis zu vier Eier unbefruchtet. Und selbst wenn mehrere Junge schlüpfen, ist es für die allein versorgende Mutter schwierig, mehr als ein oder zwei Küken großzuziehen.

Unterstützen die Männchen nicht bei Brut und Aufzucht?

Nein, sie spielen nach der Paarung keine Rolle mehr und konzentrieren sich darauf, weitere Weibchen zu finden. All diese Besonderheiten waren für eine Kakapo-Population mit einer normalen Größe offenbar kein Überlebensproblem. Angesichts der winzigen Restpopulation machen sie aber die Rettungsbemühungen nicht gerade einfacher. Jetzt, wo es für das Überleben der Art buchstäblich auf jedes einzelne Tier ankommt, wird von Seiten der neuseeländischen Naturschutzbehörde und ihres Kakapo-Recovery-Teams darauf geachtet, dass möglichst jeder einzelne Vogel durchkommt.

Sie hatten das seltene Privileg, während der letzten beiden Brutsaisons 2019 und im Frühjahr 2022 an der Erforschung und am Schutz der Art auf Whenua Hou mitzuwirken. Dort lebt die größte verbliebene Teilpopulation des Kakapo. Wie läuft das Schutzprojekt dort konkret ab?

Es geht wirklich um jeden Vogel. Die Entwicklung jedes einzelnen Kükens wird genau beobachtet. Die Vögel werden gewogen und regelmäßig Gesundheitschecks unterzogen. Wenn wir sehen, dass eine Mutter ihre Kräfte auf ein oder zwei Küken konzentriert und ein anderes vernachlässigt, können wir anhand des Gewichts genau sehen, wann es Zeit ist, einzugreifen. Ein schwaches Küken wird aus dem Nest geholt und in der Hütte der Ranger gepäppelt. Wenn es kräftig genug ist, kommt es wieder in sein Nest zurück oder zu einer Pflegemutter in ein anderes Gelege. Während der Brutzeit gibt es auch oft Futterstellen, an denen sich die Weibchen Kraft sparend mit Nahrung für sich und den Nachwuchs versorgen können. Und natürlich wird der Gesundheitszustand aller Vögel laufend überwacht, und bei Bedarf werden sie medizinisch behandelt. Das sind schon starke Eingriffe, aber wir wollen die Vögel von so vielen Risiken wie möglich befreien.

Das hört sich nach einer Mischung aus Rundum-sorglos-Paket für die Vögel und Totalüberwachung an. Ist wirklich jeder einzelne Kakapo dieser Erde bekannt und steht unter Beobachtung?

Das ist zurzeit leider notwendig. Viele Menschen arbeiten jedoch daran, dass die Vögel eines Tages wieder eine sich auf ganz natürliche Weise selbst tragende Population aufbauen können. Derzeit ist es so, dass jeder einzelne Kakapo individuell bekannt ist – er hat einen Namen, oft auf Maori, der Sprache der Indigenen, die auch die offiziellen Wächter dieser Tierart sind. Nichts im Kakapo-Schutz läuft ohne die Zustimmung der Maori ab, das ist ein wichtiges Prinzip. Jeder einzelne Vogel trägt außerdem zur individuellen Erkennbarkeit einen Ring und zur Analyse seiner Aktivitäten einen kleinen Radiotransmitter am Körper.

Auch beim Sex greifen Sie den Vögeln unter die Arme. Sie fördern Bigamie oder Polyandrie.

Wir haben beobachtet, dass manche Weibchen sich mit mehreren Männchen paaren und dass diese Mehrfach-Kopulationen möglicherweise helfen, mehr befruchtete Eier zu legen und mehr Junge aufzuziehen. Wir unterstützen es sehr, dass die Weibchen es mit mehreren Partnern versuchen. Wir helfen sogar nach, indem wir Männchen das Sperma entnehmen, die es noch nicht geschafft haben, über Geschlechtsverkehr ihre Gene in die Population einzubringen. Damit besamen wir dann wiederum Weibchen. Das Vorgehen ist angesichts einer so kleinen Restpopulation wichtig, um Inzucht zu verhindern.

Inzucht und die damit verbundene genetische Verarmung sind ein typisches Phänomen unter sehr seltenen Arten. Dadurch kann die Widerstandsfähigkeit etwa gegen Krankheiten geschwächt werden. Besteht das Problem auch bei den Kakapos?

Federn des Kakapo | Neuseeländische Eulenpapageien besitzen besonders weiche Federn – und riechen, passend zur Färbung, wie moosiger Waldboden.

Inzucht ist schon ein Problem. Die verbliebene Population weist eine deutlich geringere genetische Vielfalt auf, als das früher der Fall war. Wir vermuten auch, dass Inzucht eine Rolle dabei spielt, dass so viele Eier nicht befruchtet sind. Zudem sind viele der Vögel anfällig für Krankheiten. Vielleicht waren schon immer viele Eier nicht befruchtet. Aber heute ist es für das Überleben der Art sehr wichtig, dass die Zahl der Tiere rasch steigt, und so greifen wir den Tieren hier etwas unter die Arme. Gerade in dieser Saison haben wir es geschafft, die Gene mehrerer Männchen in die Population zu bringen.

Wie läuft eine so intensive Betreuung der Vögel ab, ohne zu sehr in den natürlichen Tagesablauf und das Leben der Tiere einzugreifen? Es sind ja nach wie vor Wildtiere.

Es ist uns sehr wichtig, dass die Vögel trotz der intensiven Betreuung ein so natürliches Leben mit so wenig Kontakt zu Menschen wie möglich haben. Um die Gesundheit der Küken zu prüfen, sie zu wiegen oder Proben zu nehmen, warten die Betreuer ab, bis die Mutter in der Nacht das Nest zur Nahrungssuche verlässt.

Wie sieht eine solche Nacht im Leben einer Kakapo-Forscherin aus?

Jedes Kakapo-Nest ist kameraüberwacht. In der Nähe bauen wir ein Zelt auf, in das sich dann ein Betreuer oder eine Betreuerin noch bei Helligkeit zurückzieht. Auf dem Computermonitor wird dann beobachtet, wann die Mutter das Nest verlässt und die Luft rein ist, um am Nest mit den Untersuchungen zu beginnen. In der Brutsaison arbeiten viele Ranger gleichzeitig, um sicherzugehen, dass es jedem einzelnen Küken gut geht. Meistens haben wir eine Stunde oder länger Zeit, bis die Mütter zurückkehren. Sie tragen ja alle Sender – und wenn die Signaltöne lauter werden, wissen wir, dass sie im Anmarsch sind, und können uns zurückziehen.

Und wenn ein Kakapo-Weibchen Sie doch mal am Nest erwischt?

Das ist jetzt nicht das Schlimmste, was passieren kann. Ich glaube nicht, dass deshalb jemals eine Brut aufgegeben wurde. Für uns kann das allerdings unangenehm werden. Die Kakapos haben scharfe Krallen und spitze kräftige Schnäbel. Ich habe an meinem Arm immer noch eine Narbe als Andenken an einen kleinen Zwischenfall. Manchmal bleiben die Weibchen aber auf dem Nest und wir verbringen die ganze Nacht im Zelt. Das sind unvergessliche Momente: die Nacht allein in der unberührten Natur in der Nähe eines so seltenen Vogels zu verbringen und den sehr eigentümlichen, entfernt an das Wummern einer Rohrdommel erinnernden Rufen der Kakapo-Männchen im Wald zu lauschen.

Ihr eigener Schwerpunkt ist die Naturschutzgenomik. Welchen Beitrag können Sie zum Überleben des Kakapo leisten?

Zum einen geht es darum, das Monitoring, also die Beobachtung und Überwachung der Tiere, so zu gestalten, dass wir weniger stark in die natürlichen Abläufe und das Leben der Papageien eingreifen müssen. Durch die so genannte eDNA (environmental DNA), winzige DNA-Partikel in der Umwelt, können wir die Anwesenheit der verschiedenen Tierarten nachweisen, aber auch herausfinden, welches einzelne Individuum sich am liebsten wo aufhält, das heißt, wir können Lebensraumanalysen erstellen. Das hilft, eines Tages darauf zu verzichten, jedes Tier einzufangen und ihm einen Radiosender samt Antenne anzuheften. Doch es geht auch darum, besser zu verstehen, wie die genetische Diversität in einer Population ist und wie sie beschaffen sein muss, damit im Endeffekt keine Inzucht passiert.

Wo finden Sie diese eDNA, brauchen Sie dazu beispielsweise Federn oder Kotreste?

DNA findet sich nicht nur in Federn oder im Kot, sondern auch im Boden, auf dem sich ein Tier aufgehalten hat, im Wasser, aus dem es getrunken hat – und sogar in der Luft. All diese Medien können wir untersuchen und ihnen Informationen entlocken, die wichtig sind, um die genetische Struktur der kleinen Population zu verstehen und bei den Managementmaßnahmen konkret darauf zu reagieren: Wie viel genetische Diversität ist nötig, und wie muss sie konkret beschaffen sein, damit sich eine gesunde Population erhält? Das ist eine entscheidende Frage beispielsweise in den Zuchtprogrammen zur Stützung der Bestände.

Das Einschleppen von Raubtieren – neben Katzen und Ratten auch Marder, Hermeline und weitere eigentlich nicht heimische Arten – hat beinahe zum Aussterben des Kakapo geführt. Sind von dieser Gefahr abgesehen die ökologischen Voraussetzungen für ein Comeback des Nachtpapageis auch jenseits der heutigen Refugien gegeben, etwa auf der großen Südinsel Neuseelands?

Die Inseln, auf denen die Vögel jetzt leben, sind komplett naturbelassen. Sie sind das, was dem ursprünglichen Kakapo-Lebensraum am nächsten kommt. Auf der Südinsel gibt es heute nicht mehr allzu viele Orte, an denen Kakapos leben könnten. In Neuseeland ist, wie beinahe überall, bereits zu viel Land für die Landwirtschaft – vor allem die Schaf- und Rinderhaltung – in Nutzung, als dass der Kakapo noch einmal flächendeckend in sein ursprüngliches Verbreitungsgebiet zurückkehren könnte. Es gibt natürlich die Nationalparks, aber das Risiko, dass sie dort Opfer von Katzen oder Mardern würden, wäre viel zu groß.

Whenua Hou | Kakapos überleben heute nur auf Inseln wie Whenua Hou, auf denen vorher alle eingeschleppten Säugetiere entfernt wurden. Die Idylle trügt allerdings etwas – zumindest für Menschen: Die Arbeit auf den dicht bewachsenen Eilanden vor der Küste Neuseelands ist durchaus anstrengend.

Bieten denn die Inseln, auf denen die letzten ihrer Art jetzt leben, ausreichend Platz für eine noch weiter wachsende Zahl von Kakapos?

Es ist wirklich ein bisschen paradox. Der Erfolg des Schutzes hilft, die Art dem Aussterben zu entreißen. Doch je erfolgreicher wir damit sind, desto schneller stoßen wir in der Tat an Kapazitätsgrenzen. Das Ziel des Kakapo-Recovery-Teams ist es, eine sich selbst erhaltende Population zu erreichen, bei der man das Management herunterschrauben kann. Wir wollen zu einem Zustand kommen, in dem nicht, etwas zugespitzt formuliert, jeder Vogel jede Nacht gewogen werden muss. Aber das Problem ist, dass dazu ebenfalls der Lebensraum fehlt. Auf den Inseln, die wegen ihres ökologischen Zustands und durch die Raubtierfreiheit dazu geeignet sind, ist die Kapazität praktisch ausgeschöpft. Mit unseren jetzt 197 Vögeln sind diese Inseln fast voll. Für die Zukunft heißt das, wir bräuchten dringend zusätzliche Habitate.

Wäre es denn denkbar, das Problem der räuberischen Säugetiere anzugehen und so die Wiederbesiedlung wenigstens der recht ursprünglichen Nationalparks auf der Südinsel zu ermöglichen?

Das ist ein heißes Eisen in Neuseeland. Es gibt eine von der Wissenschaft unterstützte Initiative der Behörden, diese nicht heimischen Prädatoren bis 2050 zu beseitigen, zu denen etwa streunende und verwilderte Katzen gehören. Dagegen stehen aber viele Tierschützer, die auch die aus Artenschutzsicht unerwünschten Tiere nicht getötet sehen wollen. Und die Tierliebe vieler Neuseeländer ist extrem, vor allem für ihre Haustiere. Viele nennen sich beispielsweise »Mom« oder »Dad« ihrer Katzen. Da stoßen wissenschaftliche Argumente an ihre Grenzen. Auf der anderen Seite erkennen immer mehr Menschen, dass es Zeit für eine Entscheidung ist. Neuseeland befindet sich an einem Scheidepunkt, an dem entschieden werden muss, wie mit den Raubsäugern umgegangen werden soll, die verantwortlich dafür sind, dass viele Tierarten und vor allem die so speziellen Vogelarten vor dem Aussterben stehen.

Was muss geschehen?

Es geht jetzt darum, die noch geeigneten Lebensräume so zu erhalten, dass die vielen endemischen Arten überleben können. Wenn sie hier verloren gehen, sind sie für die ganze Erde verschwunden. Diese Verantwortung ist erkannt. Dadurch, dass Flora und Fauna so außergewöhnlich sind, ist das Bewusstsein auch größer als anderswo. Klar ist allerdings: Wenn Neuseeland nicht raubtierfrei wird, werden der Kakapo oder andere Arten nie wieder zu annähernd normalen Zahlen zurückfinden. Gerade entscheidet sich politisch viel, wie es weitergehen wird.

Wird der Kakapo überleben?

Ich glaube fest daran. Es gibt so viele Menschen in Neuseeland, die all ihre Arbeit, ja ihr komplettes Leben mit ihrer ganzen Energie und Überzeugung dem Kakapo opfern. Doch um wirklich wieder eine wilde Population zu haben, die sich selbst trägt und nicht so stark überwacht werden muss, wie es gerade der Fall ist, braucht es ebenso starken politischen Willen.

Ab Juni 2022 arbeiten Sie wieder in Deutschland. Was machen Sie?

Die Einsatzgebiete für molekularbiologische Analysen – auch in Verbindung mit künstlicher Intelligenz – wachsen ständig, und ich will in diesem Bereich weiterforschen. Dazu stelle ich gerade eine eigene Wissenschaftlergruppe zusammen, in der wir am Helmholtz Zentrum München vor allem die Möglichkeiten unseres Ansatzes mit Blick auf die planetare Gesundheit erforschen wollen. Zum Beispiel geht es darum, ob wir die Ausbreitung gefährlicher Erreger überwachen können, die von Tieren auf Menschen überspringen und das Potenzial für eine neue Pandemie haben. Solche zoonotischen Krankheiten breiten sich oft indirekt aus, nicht nur über direkten Haut-zu-Haut-Kontakt zwischen Tier und Mensch, sondern über die Luft oder über das Wasser. Das gibt uns die Möglichkeit, diese Medien zu untersuchen.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.