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Biologie: Artensterben durch Seuche

Weihnachtsinsel-Ratte
Als die S.S. Hindustan 1899 die Weihnachtsinsel vor Australien anlief, waren auch einige europäische Hausatten (Rattus rattus) mit an Bord. An Land gekommen, löschten sie schon bald die beiden heimischen Nagerspezies aus.

Dass eine eingewanderte Art die ursprüngliche verdrängt, ist nicht ungewöhnlich. In diesem Fall waren allerdings nicht die Eindringlinge selbst die Übeltäter. Schuld daran, dass die Weihnachtsinsel- und die Maclear-Ratte binnen zehn Jahren ausstarben, trugen vielmehr die mitgebrachten Flöhe. Sie waren mit Protozoen (Trypanosoma lewisi) infiziert, die den Erregern der Schlafkrankheit ähneln und den heimischen Nagern zum Verhängnis wurden.

Das haben nun Alex Greenwood vom Biological Science Department an der Old Dominon University in Norfolk und seine Kollegen herausgefunden. Sie untersuchten 21 ausgestopfte Ratten von der Weihnachtsinsel in verschiedenen Museen. In drei Exemplaren, die aus der Zeit vor dem Eintreffen der S.S. Hindustan stammten, fand sich kein einziges Trypanosom; von den 18 später hergestellten Präparaten trugen dagegen sechs den Parasiten in sich.

Gründe für das Aussterben einer Spezies gibt es viele: Verdrängung durch konkurrierende Arten, menschliche Bejagung, Klimaänderungen – und eben eingeschleppte Krankheitserreger. Selten lässt sich jedoch mit Sicherheit sagen, was im Einzelfall die Ursache war; meist kommen mehrere Faktoren zusammen. Ob eine Seuche allein eine Spezies ausrotten kann, galt bisher als fraglich. Abgesehen davon, dass Krankheitserreger selten nur einer einzigen Art gefährlich werden, können sie, wenn sie schnell zum Tode führen, kaum alle Individuen befallen; töten sie dagegen langsam, sollten Resistenzen auftreten. Das Beispiel der Ratten auf der Weihnachtsinsel zeigt nun jedoch erstmals, dass eine eingeschleppte Seuche sehr wohl zur Ausrottung einer Art fähig ist.

Sandra Czaja

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