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News: Auf vier Füßen um die Welt

Die ersten vierfüßigen Landwirbeltiere gelten als Urahnen der Säugetiere. Ein Fund in China lässt nun vermuten, dass sie bereits vor 350 Millionen Jahren weltweit verbreitet waren - irgendwie mussten die wasserscheuen Geschöpfe den Weg übers Meer geschafft haben.
Kieferknochen
Tropische Temperaturen, Riesenfarne mit baumartigen Ausmaßen, dazu Schachtelhalme und Bärlappe im Unterholz, Spinnen und Insekten, auch Krebse und Quastenflosser in flachen Binnengewässern: So ähnlich sah die Tier- und Pflanzenwelt Chinas vor 355 Millionen Jahren aus.

Nur eines schien zu fehlen: vierbeinige Landwirbeltiere. Diese Vorfahren der Säugetiere betraten zwar schon vor 370 Millionen Jahren die Weltbühne, nur bis ins heutige Asien hatten sie es offenbar nicht geschafft.

China lag im ausgehenden Devon - etwa 370 bis 354 Millionen Jahre vor unserer Zeit - als eine Gruppe von mehreren Inseln am Äquator. Nur ein schmaler Meeresstreifen trennte es vom südlichen Gondwana, dem Großkontinent der Südhalbkugel, der die heutigen Erdteile Südamerika, Afrika, Vorderindien, Australien und die Antarktis vereinte. Im Nordwesten hingegen lag Euramerika und umfasste Nordamerika, Europa und Grönland.

Doch die Vierfüßer - etwa Reptilien oder Amphibien - hielten sich im späten Devon offenbar nur in Euramerika auf. Im heutigen Asien fehlte indes jeder fossile Beleg der Tiere. Und auch auf dem südlichen Kontinent fanden die Forscher nur einen einzigen Kieferknochen.

Doch jetzt stießen Paläontologen aus China und Großbritannien in der chinesischen Region Ningxia Hui im Nordwesten des Landes auf einen versteinerten Kieferknochen. Er wies eine Zahnbasis auf, wie sie keinesfalls bei Fischen vorkommt, sondern nur bei vierfüßigen Landwirbeltieren, den so genannten Tetrapoden.

Min Zhu, Winjin Zhao und Liantao Jia vom der Chinese Academy of Sciences und Per Ahlberg vom Natural History Museum in London ziehen daraus weit reichende Schlüsse. "Die Entdeckung des Sinostega pani zeigt, dass Tetrapoden schon vor dem Ende des Devon weit verbreitet waren", so Ahlberg. Der Vergleich von Sinostega pani mit fossilen Vierfüßern ist laut dem Paläontologen vor allem auch deshalb bemerkenswert, weil daraus folgt, dass "Tetrapoden im ausgehenden Devon vielfältiger waren", als bisher angenommen.

Doch wie konnten die Tetrapoden die Erde so schnell besiedeln - und wie das Meer durchschwimmen? Bisherige Studien zeigen jedenfalls, dass frühe Vierfüßer ähnlich den modernen Amphibien nicht in der Lage waren, Salzwasser zu durchschwimmen. Ahlberg vermutet, "dass sie tolerant gegenüber Salzwasser waren", aber das offene Meer dennoch nicht durchquerten. Die frühen Tetrapoden könnten vermutlich allenfalls nach und nach die flachen Küstendeltas und engen Meeresverbindungen uberwunden haben.

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