Entwicklungspsychologie: Aufgeräumt!
Schon Kleinkinder verstehen: Ordnung ist menschlich.
Uns Erwachsenen ist völlig klar: Menschen können ein Zimmer aufräumen, Objekte nicht! Forscher der Yale University in New Haven (US-Bundesstaat Connecticut) und der Queen's University in Kingston (Kanada) haben untersucht, ob dieses Verständnis schon im Kleinkindalter vorhanden ist. Siehe da: Schon im Alter von zwölf Monaten verstehen Kinder, dass ein Windstoß Chaos, aber keine Ordnung verursachen kann.
In mehreren Experimenten kamen George Newman und seine Kollegen der Weltsicht der Kleinen auf die Schliche. Zunächst zeigten sie 40 Kindern zwischen drei und sechs Jahren verschiedene Bildkarten. Abgebildet waren Bauklötze, die mal in Reih und Glied, mal bunt durcheinandergewürfelt auf dem Zimmerboden standen. Nun galt zu entscheiden, wer am Werk gewesen war: Ein Mädchen – oder ein Windstoß, der durchs offene Fenster blies? Obwohl die Kinder ihre Antwort selten begründen konnten, entschieden sie fast ausnahmslos richtig: Nur ein lebendes Subjekt ist in der Lage, Bauklötze sortiert aufzureihen.
Wann dieses Urteilsvermögen entsteht, prüften die Forscher in einem weiteren Experiment: Diesmal stellten sie 48 Kleinkinder von sieben beziehungsweise zwölf Monaten auf die Probe. Auf einem Video sahen die jungen Probanden, wie wahlweise ein Ball oder ein Mensch Gegenstände in Ordnung oder in Unordnung brachte. Ergebnis: Die zwölf Monate alten Kinder schauten wesentlich länger auf den Bildschirm, wenn ein Ball der "Aufräumer" war – damit hatten sie offenbar nicht gerechnet. Gleichzeitig erschien ihnen ein Mensch, der Chaos verursachte, ungewöhnlicher als einer, der Ordnung machte – auch hier blieben die Blicke länger an der Mattscheibe haften. Siebenmonatige Babys reagierten auf alle Filmsequenzen gleich.
Fazit: Die Fähigkeit, Ordnung kausal mit dem Tun von Menschen zu verknüpfen, scheint sich im zweiten Lebenshalbjahr auszubilden – und zwar schrittweise: Erst später begreifen Kinder, dass Menschen nicht nur Ordnung, sondern auch Unordnung verursachen können. (sz)
Newman, G. E. et al.:Early understandings of the link between agents and order. In: Proceedings of the National Academy of Sciences 10.1073/pnas.0914056107, 2010.
In mehreren Experimenten kamen George Newman und seine Kollegen der Weltsicht der Kleinen auf die Schliche. Zunächst zeigten sie 40 Kindern zwischen drei und sechs Jahren verschiedene Bildkarten. Abgebildet waren Bauklötze, die mal in Reih und Glied, mal bunt durcheinandergewürfelt auf dem Zimmerboden standen. Nun galt zu entscheiden, wer am Werk gewesen war: Ein Mädchen – oder ein Windstoß, der durchs offene Fenster blies? Obwohl die Kinder ihre Antwort selten begründen konnten, entschieden sie fast ausnahmslos richtig: Nur ein lebendes Subjekt ist in der Lage, Bauklötze sortiert aufzureihen.
Wann dieses Urteilsvermögen entsteht, prüften die Forscher in einem weiteren Experiment: Diesmal stellten sie 48 Kleinkinder von sieben beziehungsweise zwölf Monaten auf die Probe. Auf einem Video sahen die jungen Probanden, wie wahlweise ein Ball oder ein Mensch Gegenstände in Ordnung oder in Unordnung brachte. Ergebnis: Die zwölf Monate alten Kinder schauten wesentlich länger auf den Bildschirm, wenn ein Ball der "Aufräumer" war – damit hatten sie offenbar nicht gerechnet. Gleichzeitig erschien ihnen ein Mensch, der Chaos verursachte, ungewöhnlicher als einer, der Ordnung machte – auch hier blieben die Blicke länger an der Mattscheibe haften. Siebenmonatige Babys reagierten auf alle Filmsequenzen gleich.
Fazit: Die Fähigkeit, Ordnung kausal mit dem Tun von Menschen zu verknüpfen, scheint sich im zweiten Lebenshalbjahr auszubilden – und zwar schrittweise: Erst später begreifen Kinder, dass Menschen nicht nur Ordnung, sondern auch Unordnung verursachen können. (sz)
Newman, G. E. et al.:Early understandings of the link between agents and order. In: Proceedings of the National Academy of Sciences 10.1073/pnas.0914056107, 2010.
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