Heimatlose Sterne: Aus der Galaxie katapultiert
Astrophysiker haben im weit entfernten Weltall 30 Sternenduos entdeckt, die vermutlich einst von einer Supernova-Explosion aus ihrer Galaxie geschleudert wurden. Die Paare sind offenbar Teil des 60 Millionen Lichtjahre entfernten Fornax-Galaxienhaufens, befinden sich dort jedoch im Raum zwischen den einzelnen Galaxien. Das Team um Xiangyu Jin von der chinesischen Nanjing University konnte die Sterne anhand von Röntgenstrahlung aufspüren, die von den Systemen jeweils ausgeht, berichten die Forscher im Fachmagazin »The Astrophysical Journal«.
Die Systeme haben vermutlich alle dieselbe turbulent-apokalyptische Geschichte hinter sich: Einst umkreisten sich in ihnen zwei große Sonnen. Irgendwann war in einer von ihnen das Brennmaterial aufgebraucht, wodurch diese in einer Supernova zu einem so genannten Neutronenstern kollabierte. Da die gewaltigen Explosionen nicht immer symmetrisch ablaufen, erhält der Neutronenstern zuweilen einen kräftigen Rückstoß, der ihn aus seiner Galaxie schleudern kann.
Dabei zieht die extrem kompakte Sternleiche zuweilen ihren Partnerstern hinter sich her. Sind sich die beiden anschließend noch nah genug, saugt der Neutronenstern mitunter Materie von seinem Nachbarn auf und sammelt diese in einer so genannten Akkretionsscheibe. Sie gibt große Mengen Röntgenstrahlung ab, wodurch sich das System in den Weiten des Alls aufspüren lässt.
Die Forscher um Xiangyu Jin entdeckten die verdächtigen Signale nun in Messdaten des Weltraumteleskops Chandra, das in der Zielregion 1177 Röntgenquellen ausgemacht hat. Über den Vergleich mit optischen Teleskopaufnahmen bestimmten die Forscher, welche davon sich abseits der von Sternen dominierten Regionen befanden. In einem letzten Schritt mussten die Wissenschaftler die Systeme noch von anderen Röntgenquellen trennen, die sich im ausgedehnten Vorhof von Galaxien bewegen.
Letztlich könne man bei bis zu 34 der 180 verdächtigen Quellen davon ausgesehen, dass sie ihre Galaxie vollständig verlassen haben, berichten die Astrophysiker. Damit wollen sie zum zweiten Mal derartige Sternsysteme in den Weiten des Alls nachgewiesen haben: Vergleichbare Beobachtungen gelangen bereits 2017 im Virgo-Galaxienhaufen.
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