Bedrohte Arten: Wale im Atlantik sind geschrumpft
Atlantische Glattwale, die um 1980 zur Welt kamen, hatten im Durchschnitt einen Meter mehr Körperlänge als ihre Artgenossen heutzutage. Das ergab eine Durchsicht von Luftbildern, berichten Joshua Stewart von der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) und seine Kollegen im Fachmagazin »Current Biology«. Das Team geht davon aus, dass die Glattwale der Art Atlantische Nordkaper (Eubalaena glacialis) nicht voll auswachsen können, weil sie sich immer wieder in Fangleinen und Netzen verheddern.
Von Fischen ist bekannt, dass sich ihre Körpergröße verringern kann, wenn die großen oder normal großen Exemplare intensiv befischt werden, sie sich also nicht mehr so häufig fortpflanzen können wie ihre kleineren Artgenossen. Von Meeressäugern haben Forscher einen derartigen Wandel aber bislang nicht dokumentiert. Luftbilder und Messungen seit den 1980er Jahren haben nun aber gezeigt: Heutige Glattwale im Nordatlantik sind über die Jahrzehnte im Durchschnitt ungefähr sieben Prozent kürzer geworden. Beobachtungen haben ergeben, dass sich die Säuger immer wieder an Fischereigerät verletzten oder darin verhedderten. Das kostet die Tiere Energie, die sie sonst in ihr Wachstum oder in die Fortpflanzung stecken würden. Zudem dürften kleinere Wale geringere Energiereserven haben und dadurch weniger widerstandsfähig sein.
Derartige Stressfaktoren haben die Zahl der Glattwale bereits stark dezimiert. Die Population des Atlantischen Nordkapers ist laut IUCN vom Aussterben bedroht. Die Wale verenden bei Kollisionen mit Schiffen, aber auch wenn sie in Fischernetzen hängen bleiben. Zurzeit gibt es noch 200 bis 250 fortpflanzungsfähige Exemplare dieser Art der Glattwale.
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