News: Berührte Natur
Die tropischen Regenwälder Amazoniens gelten als Musterbeispiel für unberührte Natur - bis zur Ankunft der Europäer. Doch auch die Urbevölkerung nutzte bereits ausgiebig die natürlichen Ressourcen.
Amazonien – mit über sechs Millionen Quadratkilometern Wasser und Wald einer der weltweit größten zusammenhängenden Naturräume, ein riesiges Flusssystem, das zwei Drittel des Wassers aller Flüsse der Erde in 1100 größeren und über 100 000 kleineren Nebenflüssen beinhaltet. Die tropischen Regenwälder dieses Gebiets gelten als Inbegriff einer einst unberührten Natur, die durch den Raubbau des Menschen akut bedroht ist. Immer weiter fressen sich neu angelegte Straßen durch die Wälder, immer mehr Flächen verschwinden durch Holzeinschlag.
Bevor die Europäer den amerikanischen Doppelkontinent entdeckten, eroberten und besiedelten, streiften nur wenige Ureinwohner durch die Wälder Amazoniens und lebten im völligen Einklang mit der Natur – so die gängige Vorstellung. Doch stimmt das überhaupt? War Amazonien vor 1492 wirklich gänzlich unberührt?
Viele Anthropologen bezweifeln dieses paradiesische Bild – so auch Michael Heckenberger von der University of Florida. Zusammen mit anderen Forschern begab er sich zum Oberlauf des Xingu-Flusses im brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso. Hier liegt der Parque Indígena do Xingu, ein 1961 gegründetes, 22 000 Quadratkilomter großes Reservat, das bisher nur wenig Berührung mit der Technologie des 20. Jahrhunderts – samt ihrer Zerstörungen – hatte.
Das Team, in dem mit Afukaka Kuikuro und Urissapá Tabata Kuikuro auch die einheimische Bevölkerung vertreten war, suchte nach archäologischen Spuren menschlicher Aktivitäten. Und es wurde fündig: Nach der Auswertung von Satellitenaufnahmen sowie der Datierung menschlicher Artefakte muss das Bild von der unberührten Natur revidiert werden.
Die Forscher konnten eine kontinuierliche menschliche Besiedlung nachweisen, die bis zur Zeitenwende zurückreicht. Bereits damals legten die Menschen Gräben an und griffen damit in das Ökosystem ein.
Im Mittelalter, um das Jahr 1000, tauchten die ersten Straßen und Plätze auf; ab 1250 werden die Eingriffe der stark angewachsenen Bevölkerung immer drastischer. Straßen gehen radial von zentralen Plätzen aus, immer mehr Kanäle durchziehen das Land.
Doch ab dem Jahr 1700 nahmen die menschlichen Aktivitäten ein katastrophales Ende. Die Bevölkerungszahl ging drastisch zurück; neue Wälder wuchsen auf den einst kultivierten Flächen. Heute wird die Bevölkerung der Xingu-Indianer auf 4000 Menschen geschätzt.
Damit könnte Amazonien, zumindest im Bereich des Xingu, über 1000 Jahre lang eher einer Parklandschaft denn eines unberührten Regenwaldes geglichen haben. Die ursprüngliche Vegetation wäre längst untergegangen und durch Sekundärwälder ersetzt.
Die Nutzung des Regenwaldes durch die Urbevölkerung sei jedoch in keinster Weise mit der heutigen Ausbeutung Amazoniens vergleichbar, betonen die Forscher. Im Gegenteil: "Die Kultivierung und die Landnutzung durch die Xinguanos zeigen eine brauchbare Alternative."
Bevor die Europäer den amerikanischen Doppelkontinent entdeckten, eroberten und besiedelten, streiften nur wenige Ureinwohner durch die Wälder Amazoniens und lebten im völligen Einklang mit der Natur – so die gängige Vorstellung. Doch stimmt das überhaupt? War Amazonien vor 1492 wirklich gänzlich unberührt?
Viele Anthropologen bezweifeln dieses paradiesische Bild – so auch Michael Heckenberger von der University of Florida. Zusammen mit anderen Forschern begab er sich zum Oberlauf des Xingu-Flusses im brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso. Hier liegt der Parque Indígena do Xingu, ein 1961 gegründetes, 22 000 Quadratkilomter großes Reservat, das bisher nur wenig Berührung mit der Technologie des 20. Jahrhunderts – samt ihrer Zerstörungen – hatte.
Das Team, in dem mit Afukaka Kuikuro und Urissapá Tabata Kuikuro auch die einheimische Bevölkerung vertreten war, suchte nach archäologischen Spuren menschlicher Aktivitäten. Und es wurde fündig: Nach der Auswertung von Satellitenaufnahmen sowie der Datierung menschlicher Artefakte muss das Bild von der unberührten Natur revidiert werden.
Die Forscher konnten eine kontinuierliche menschliche Besiedlung nachweisen, die bis zur Zeitenwende zurückreicht. Bereits damals legten die Menschen Gräben an und griffen damit in das Ökosystem ein.
Im Mittelalter, um das Jahr 1000, tauchten die ersten Straßen und Plätze auf; ab 1250 werden die Eingriffe der stark angewachsenen Bevölkerung immer drastischer. Straßen gehen radial von zentralen Plätzen aus, immer mehr Kanäle durchziehen das Land.
Doch ab dem Jahr 1700 nahmen die menschlichen Aktivitäten ein katastrophales Ende. Die Bevölkerungszahl ging drastisch zurück; neue Wälder wuchsen auf den einst kultivierten Flächen. Heute wird die Bevölkerung der Xingu-Indianer auf 4000 Menschen geschätzt.
Damit könnte Amazonien, zumindest im Bereich des Xingu, über 1000 Jahre lang eher einer Parklandschaft denn eines unberührten Regenwaldes geglichen haben. Die ursprüngliche Vegetation wäre längst untergegangen und durch Sekundärwälder ersetzt.
Die Nutzung des Regenwaldes durch die Urbevölkerung sei jedoch in keinster Weise mit der heutigen Ausbeutung Amazoniens vergleichbar, betonen die Forscher. Im Gegenteil: "Die Kultivierung und die Landnutzung durch die Xinguanos zeigen eine brauchbare Alternative."
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