Verdunkelter Stern: Beteigeuze spuckte heißes Plasma
Anfang des Jahres spekulierten manche Astronomen über ein Jahrhundertereignis: Würde der Riesenstern Beteigeuze im Sternbild Orion bald in einer Supernova explodieren? Denn der nur 725 Lichtjahre entfernte, sehr helle Stern hatte sich im Herbst 2019 allmählich verdunkelt. Im April 2020 erstrahlte er dann wieder in alter Stärke. Es würde also keine Supernova geben, doch was hatte dann dafür gesorgt, dass zwei Drittel des Roten Riesen von der Bildfläche verschwanden? Astronomen haben nun Aufnahmen des NASA-Weltraumteleskops Hubble ausgewertet und festgestellt: Beteigeuze hatte offenbar sehr heißes Plasma ins All ausgestoßen, das abkühlte, dabei dunklen Staub produzierte und somit den Stern zu Teilen verdeckte. Dies berichten Forscher um Andrea K. Dupree vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics in Cambridge, Massachusetts, und Klaus Strassmeier vom Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam im »Astrophysical Journal«.
Mit Hilfe des Weltraumteleskops Hubble hatten die Forscher den Stern bereits seit Januar 2019 beobachtet. Genauer gesagt, sie zeichneten auf, was sich um den Roten Riesen im Wellenlängenbereich des UV-Lichts abspielte: Zwischen September und November 2019 zogen dichte, heiße Schwaden durch die Atmosphäre des Sterns, die schätzungsweise eine Geschwindigkeit von mehr als 320 000 Kilometer pro Stunde erreichten. »Das Material leuchtete zwei- bis viermal intensiver als die gewöhnliche Helligkeit des Sterns«, sagt Dupree gemäß einer Presseaussendung der NASA. Einen Monat nach dieser Beobachtung habe der Stern begonnen sich abzudunkeln. »Wir gehen davon aus, dass die dunkle Wolke aus dem von Hubble dokumentierten Gasausstoß hervorging.«
Beteigeuze ist extrem groß. Wäre er der zentrale Stern unseres Sonnensystems, würde er bis zum Jupiter heranreichen. Der Rote Riese ist zudem äußerst lebhaft: In einem Zeitraum von 420 Tagen dehnt sich der Stern aus, wird dabei heller und schwächt sich dann wieder ab. Warum es zu dem Plasmaausstoß kam, wissen die Astronomen noch nicht, sie haben aber eine begründeten Verdacht: Als sich der Ausstoß ereignete, hätte sich der Stern in seiner größten Ausdehnung eines Zyklus befunden.
Um Vorboten einer bevorstehenden Supernova handelt es sich dabei aber wohl nicht. Schätzungen zufolge könnte Beteigeuze frühestens in rund 100 000 Jahren explodieren.
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