Bewegung: So wird das Herz von Sportmuffeln wieder fit
»Bei mir ist eh nichts mehr zu retten«, mag sich mancher nach einem halben Leben auf der Couch denken – und gemütlich sitzen bleiben. Doch diese Ausrede sollte man sich selbst nicht durchgehen lassen. Denn wie ein Team um den Kardiologen Benjamin Levine von der University of Texas in der Fachzeitschrift »Circulation« berichtet, brauchen auch Sportmuffel mittleren Alters nicht schicksalsergeben auf den ersten Herzinfarkt zu warten.
Die Mediziner verordneten einem Teil ihrer 53 Probanden über zwei Jahre ein Sportprogramm, bei dem diese an mindestens vier Tagen pro Woche mindestens 30 Minuten aktiv waren: an zwei Tagen moderat etwa mit Tennis, Laufen oder Radfahren, an einem Tag mit Gewichten zum Muskelaufbau und an einem weiteren Tag mit hochintensivem Intervalltraining, das den Puls nach einem optimalen Schema in die Höhe trieb. Die übrigen Probanden dienten als Kontrollgruppe; sie trainierten an drei Tagen Gleichgewicht sowie Muskulatur und nahmen an einfachen Yoga- oder Stretching-Kursen teil. Die Versuchspersonen wurden vorher einer medizinischen Diagnostik unterzogen, darunter eine Echokardiografie, um sicherzustellen, dass sie gesund waren. Damit war unter anderem gewährleistet, dass niemand unter Bluthochdruck oder einer koronaren Herzerkrankung litt.
Nach zwei Jahren hatten die Herzen der Probanden von dem Intensivtraining profitiert: Die Sauerstoffaufnahme im Blut hatte sich um knapp ein Fünftel verbessert, und ihre linksventrikulären Herzmuskeln waren elastischer. Bei der Kontrollgruppe, die leichteren Sport getrieben hatten, war beides unverändert geblieben. »Eine linksventrikuläre Steifheit der Herzwand entwickelt sich nach jahrelangem Sitzen«, erklären Levine und seine Kollegen. Wenn der Muskel steif werde, steige der Blutdruck und die Herzkammer fülle sich nicht mehr ausreichend mit Blut; ein Herzversagen könne die Folge sein.
»Vier- bis fünfmal pro Woche Trainieren beugt dem sitzbedingten Altern des Herzens nahezu ebenso gut vor wie das extreme Training von Eliteathleten«, sagt Levine. Man habe außerdem den »sweet spot« im Leben identifiziert, zu dem es gelte, mit dem Training zu beginnen: »das späte mittlere Lebensalter«. Denn dann verfüge das Herz noch über hinreichend Plastizität. Allerdings, räumen die Forscher ein, müsse man die Befunde noch an anderen, größeren Stichproben überprüfen. Sie hätten ausschließlich mit einer kleinen Gruppe von Freiwilligen gearbeitet, die bereit und fähig waren, ein solches intensives Training zu absolvieren.
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