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Wetter: Dem Nordpol wird gerade eingeheizt

Das Eis am Nordpol schmilzt im Moment wieder rapide dahin. Eine außergewöhnliche Wärmewelle treibt die Temperaturen in der Arktis deutlich nach oben.
Eine Sattelrobbe ruhtr auf einer Eisscholle in Alaska

Die Arktis verändert sich rapide – und zum neuen Normalzustand gehören anscheinend auch regelmäßig wiederkehrende Hitzewellen. Seit Anfang Mai hat der Zustrom warmer Luftmassen die Temperaturen in weiten Teilen der Region in bislang noch nicht gemessene Rekordhöhen für die Jahreszeit getrieben, berichtet die »Washington Post«. Sie beruft sich dabei auf Daten der dänischen Wetterbehörde. Rund um den Nordpol ist es demnach 17 bis 19 Grad Celsius wärmer als im langjährigen Durchschnitt. Statt eisiger Kälte herrscht in vielen Gebieten bereits Tauwetter, was dem ohnehin schmächtigen Meereis stark zusetzen wird. Noch nie, seit Beginn moderner Aufzeichnungen im Jahr 1958 lagen die Werte Anfang Mai so hoch wie dieses Jahr, so die Meteorologen.

Rund um Spitzbergen liegt die Meereisbedeckung laut dem norwegischen Meereisdienst um fast 120 000 Quadratkilometer unter dem Mittel der letzten Jahrzehnte; nur 2006 sei noch weniger Eis vorhanden gewesen. Für die weitere Entwicklung des Eises im Sommer lässt das wenig Gutes hoffen: Überdurchschnittlich warme und feuchte Bedingungen im Frühjahr begünstigen die Schmelze bis weit in den Herbst hinein, wie eine Studie aus dem »Journal of Geophysical Research« nahelegt. Im April 2018 waren 13,71 Millionen Quadratkilometer Meereis vorhanden, knapp eine Million Quadratkilometer weniger als durchschnittlich zwischen 1981 und 2010 üblich – nur 2016 war noch weniger Eis in einem April übrig.

Temperaturanomalien rund um den Nordpol | In weiten Teilen der Erde ist es verglichen mit dem langjährigen Mittel zu warm. Besonders ausgeprägt ist die Abweichung in der Arktis und Antarktis, während es in Grönland für die Jahreszeit zu kalt ist. Die Karte zeigt keine absoluten Temperaturen, sondern den Unterschied zum Durchschnitt. Die aktuellen Werte rund um Spitzbergen und weiter nördlich liegen um den Nullpunkt.

Die Wärmezufuhr über dem Nordatlantik nach Spitzbergen und darüber hinaus hat die kalten Luftmassen allerdings nur regional verdrängt – nach Grönland, wo es für die Jahreszeit etwa 15 Grad Celsius zu kühl ist. Die Wetteraufzeichnungen der Summit Station an einem der höchsten Punkte des grönländischen Eisschilds notierten minus 44 Grad Celsius, was nur ein wenig über dem bislang tiefsten Mairekord lag. Der extreme Kontrast zwischen beiden Bereichen der Arktis heizt gegenwärtig die Wetterküche über dem kanadischen Archipel in der Arktis an, wo es die letzten Tage stark stürmte.

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