Atmosphäre: Der Riesenturm vom Amazonas
Mitten im Amazonasregenwald fernab der nächsten Ansiedlung errichten Wissenschaftler in einem deutsch-brasilianischen Gemeinschaftsprojekt gerade einen 325 Meter hohen Turm – er würde sogar den Eiffelturm in Paris überragen: Er soll das Wetter beobachten sowie Treibhausgase und Aerosole in der Atmosphäre über dem tropischen Regenwald messen, die praktisch frei von direkten menschlichen Einflüssen ist. Das Amazonian Tall Tower Observatory, kurz ATTO genannt, produziert damit Daten, die verbesserte Klimamodelle ermöglichen könnten. In der Region nördlich von Manaus finden sich noch riesige, intakte Regenwaldflächen, deren Vegetation als Filter für menschliche Emissionen dient, die jedoch selbst zahlreiche flüchtige Verbindungen freisetzt. Zudem reichen die Messinstrumente bis in stabile Luftschichten, in denen beispielsweise die Kohlendioxidkonzentration nicht dem Tag-Nacht-Wechsel durch Pflanzen ausgesetzt sei, so der leitende Wissenschaftler Jürgen Kesselmeier vom Max-Planck-Institut für Chemie aus Mainz.
Vor Ort befinden sich bereits zwei weitere, aber deutlich niedrigere Messtürme. Die Stahlkonstruktion des ATTO-Turms wurde in der südbrasilianischen Stadt Curitiba gebaut und innerhalb von zwei Wochen mit sechs großen Lastwagen und Flussschiffen über den Rio Madeira, den Amazonas und den Rio Uatuma an ihren Standort im Regenwald transportiert. Die Stahlkonstruktion mit einer Grundfläche von drei mal drei Metern wird mit Drahtseilen im Urwaldboden verankert und stabilisiert. Auf verschiedenen Höhen befinden sich dann Plattformen für die wissenschaftlichen Messgeräte, die die Forscher mit Hilfe eines mechanischen Aufzugs oder über eine umlaufende Treppe erreichen – belohnt werden dürften sie dort oben auch von einem fantastischen Ausblick.
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