Pferdezucht: Der Urahn aller Hengste
Wer einen guten Hengst sein Eigen nennt, kann mit ihm dutzende, wenn nicht gar hunderte Nachkommen züchten. Eine Stute gibt ihr Erbgut nur an wenige Fohlen weiter. Es lohnt sich also, bei der Zucht auf die männlichen Tiere zu setzen.
Diese Erkenntnis, die sich in der römischen Antike durchsetzte und die Pferdezucht zu dominieren begann, hat dazu geführt, dass praktisch alle heute lebenden Hengste von einem einzelnen »Ahnherrn« abstammen, der vor ungefähr 3000 Jahren lebte. Das ergab jetzt eine Erbgutstudie an 96 Hengsten, die aus archäologischen Fundstellen von der frühen Bronzezeit bis ins Mittelalter stammen. Über die Ergebnisse berichten Arne Ludwig vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin und Kollegen in »Science Advances«.
Anhand der Daten lasse sich verfolgen, wie die genetische Vielfalt des männlichen Y-Chromosoms immer weiter zurückging – bis sie schließlich auf die jenes einen Hengstes beschränkt war. Die Vielfalt des mütterlich weitergegebenen Erbguts ist dagegen extrem hoch geblieben. Das hat auch zur Folge, dass Pferde nicht genetisch verarmt sind. Laut den Forschern zeigten sich erste Auswirkungen der Hengstselektion bereits in der Bronzezeit bei den Steppennomaden Eurasiens, also vor mehr als 3500 Jahren. Vor allem aber die Römer hätten bei ihrer Zucht viele Hengstlinien aus dem Genpool entfernt.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.