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News: Die AIDS-Debatte ist tot

Sind einige wenige Forscher an der weltweiten Ausbreitung des tödlichen HI-Virus unter der Menschheit verantwortlich, weil sie mit einem kontaminierten Impfstoff gegen Polio eine Million Afrikaner infizierte? Seit mindestens zwei Jahren wird über diese Theorie heftig und kontrovers diskutiert. Nun scheint die Debatte entschieden. Der Virus stammt nicht aus dem Labor, und die Forscher sind unschuldig.
1999 entfachte der Journalist Edward Hooper mit seinem Buch The River: A Journey to the Source of HIV and AIDS eine hitzige Debatte um die Entstehung der AIDS-Epidemie. Hierin verband er den ersten bekannten Fall einer HIV-Infektion im Menschen mit breitangelegten Impfungen von mehr als einer Million Afrikaner mit einem Polio-Impfstoff in den Jahren 1957 bis 1959. Seiner Behauptung nach hätten die Forscher bei der Entwicklung der Vakzine den verwandten Virus SIVcpz aus Schimpansen sozusagen importiert und in den Menschen übertragen, indem sie den Schutzstoff in Leberzellen des Menschenaffen züchteten. Bereits damals bestritten die an der Entwicklung des Impfstoffes beteiligten Forscher unter Leitung von Hilary Koporowski vom Wistar Institute in Philadelphia den Vorwurf. Die Impfstoff sei in Halbaffen, nicht Schimpansen, gewonnen worden, so die Forscher. Den Beweis blieben sie allerdings schuldig, da keine Proben des damaligen Serums zu finden waren.

Doch nun sind sie rehabilitiert – zumindest bis das Gegenteil bewiesen wird. Unterstützung bekamen die Wissenschaftler des Wistar Institutes gleich von vier Forschungsgruppen. So untersuchten drei Gruppen erst jetzt aufgetauchte alte Proben des Impfstoffes auf Spuren von DNA. Keine der Proben enthielt Erbinformation aus Schimpansen, obwohl Affen-DNA vorhanden war. Doch diese stammte von Halbaffen. Außerdem durchsuchten zwei Labore die Proben nach genetischem Material von HI- oder SIVcpz-Viren. Auch hier war das Ergebnis negativ. Eine Kontamination mit den tödlichen Viren, und somit ihre Übertragung in den Menschen, scheint ausgeschlossen.

Noch einen anderen Vorwurf wiesen die Wissenschaftler zurück. So hatte Hooper behauptet, dass die seltsame Form des Evolutionsbaums, gebildet durch sich unterscheidende Stämme des HI-Virus, die Kontaminationstheorie unterstützen würden. Die verschiedenen Subtypen des Virus scheinen gleichzeitig entstanden zu sein. Theoretisch wäre dies durch einen massiven Einsatz des verschmutzten Impfstoffes möglich. Indem der Evolutionsbiologe Edward Holmes und sein Team von der University of Oxford 197 HIV-Proben, die 1997 im Kongo entnommen wurden, untersuchten, konnten sie auch diesen Teil der Theorie nicht bestätigen. Der Stammbaum des HI-Virus zeigte nicht die erwarteten verschiedenen, deutlichen Subtypen. "Hoopers Beweis war immer fadenscheinig," sagte Holmes hierzu. "Jetzt ist er unhaltbar".

  • Quellen
Nature Science Update
ScienceNow
Nature 410: 1045–1046 (2001)
Nature 410: 1046–1047 (2001)
Nature 410: 1047–1048 (2001)
Science 292: 743–744 (2001)

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