Verhaltensforschung: Die Fressmaschine
Er ist kein Ästhet und dürfte mit dem - nicht verwandten - Nacktmull zu den unattraktivsten Säugetieren auf Erden zählen: der Sternmull. Noch mehr als sein Äußeres lassen allerdings seine Tischmanieren zu wünschen übrig.
Kindern wird immer wieder gesagt: "Iss nicht so hastig!" oder "Keiner nimmt dir etwas weg!". Schnelles In-sich-Hineinschaufeln von Nahrung gilt in Menschenkreisen gemeinhin als unappetitlich und wenig höflich. Im Tierreich sieht die Situation dagegen anders aus: Die beschleunigte Aufnahme von Essen bedeutet oft einen Vorsprung gegenüber Konkurrenten.
Für den menschlichen Beobachter geht es daher meist rasend schnell, wenn ein Vogel ein Insekt entdeckt und in der Luft geschnappt hat. Praktisch kaum mehr fassbar ist für unser Auge, wie ein Chamäleon seine Zunge zur Beute schnellen lässt und sie mit dem Objekt der Begierde wieder einrollt.
Der Verwandte unseres Maulwurfs benötigt im Durchschnitt gerade einmal 230 Millisekunden, um zu erkennen, dass ein potenzielles Opfer seine unterirdische Bahn kreuzt, ob es genießbar ist und um es abschließend auch gleich noch zu verschlingen. Manchen besonders regen unterirdischen Fast-Food-Fetischisten gelingt dies sogar noch in der halben Zeit, wie die Forscher mit Hochgeschwindigkeitskameras beobachten konnten.
Bei dieser Fressorgie kommen dem Mull seine bizarren Auswüchse um die Nase zu Hilfe: 22 rosafarbige Taster, die das Riechorgan sternförmig umkränzen. In ihnen befinden sich etwa 100 000 Nervenfasern, was es zum bestentwickelten Tastorgan im Säugetierreich macht – zum Vergleich: Die menschliche Hand hat nur 17 000 derartige neuronale Verknüpfungen. Der Ausdruck "Mit der Nase darauf stoßen" erhält hier also eine völlig neue Bedeutung.
Dennoch verschafft diese blitzartige Strategie des Suchen-Finden-Fressens Condylura cristata einen Wettbewerbsvorteil gegenüber seinen lahmenden Untergrund-Kompagnons wie Spitzmäusen oder normalen Maulwürfen: Die Erregungsleitung seines Futter-Erkennungssystems benötigt nur geschätzte acht Millisekunden, um Genießbares von Ungenießbarem zu unterscheiden. Schneller geht es fast nicht mehr, und deshalb lassen sich auch Fehlschläge leicht verdauen.
Die hohe Geschwindigkeit in Tateinheit mit der großen Oberfläche und Flexibilität seines wichtigsten Sinnesorgans ermöglichen es ihm zudem, selbst kleine Insektenlarven oder Würmer rasend schnell zu finden – 14-mal schneller als ein normaler Maulwurf, der sich somit andere Nahrung suchen muss. Wenn das Mahl schließlich die Nase des Mulls gekreuzt hat, packt er es mit seinen ebenfalls außergewöhnlichen Zähnen: Ihre Pinzettenform macht präzises Ergreifen möglich – und jeden Fluchtgedanken der Beute abwegig.
Bei Gelegenheit rümpfen Sternmulle allerdings auch bei größeren Würmern nicht die Nase. Diese werden nämlich ebenfalls mit Genuss flink hinuntergeschlungen. Der außergewöhnliche Maulwurf taugt folglich kaum als Vorbild, mit dem Erziehungsberechtigte ihre Kinder zu gesitteterem Verhalten bei Tische animieren könnten. Welch Glück, dass er ein bislang eher heimliches Leben in den Sümpfen des östlichen Amerikas führt.
Für den menschlichen Beobachter geht es daher meist rasend schnell, wenn ein Vogel ein Insekt entdeckt und in der Luft geschnappt hat. Praktisch kaum mehr fassbar ist für unser Auge, wie ein Chamäleon seine Zunge zur Beute schnellen lässt und sie mit dem Objekt der Begierde wieder einrollt.
Aber all diese Geschwindigkeiten erscheinen gebremst im Angesicht eines eher wenig possierlichen Tiers, das die meiste Zeit seines Lebens in völliger Dunkelheit unter Tage verbringt: Der Sternmull (Condylura cristata) kann sich rühmen, einer der schnellsten Fresser im Wirbeltierreich zu sein – zumindest, wenn es nach den Untersuchungen von Kenneth Catania und Fiona Remple von der Vanderbilt-Universität geht.
Der Verwandte unseres Maulwurfs benötigt im Durchschnitt gerade einmal 230 Millisekunden, um zu erkennen, dass ein potenzielles Opfer seine unterirdische Bahn kreuzt, ob es genießbar ist und um es abschließend auch gleich noch zu verschlingen. Manchen besonders regen unterirdischen Fast-Food-Fetischisten gelingt dies sogar noch in der halben Zeit, wie die Forscher mit Hochgeschwindigkeitskameras beobachten konnten.
Bei dieser Fressorgie kommen dem Mull seine bizarren Auswüchse um die Nase zu Hilfe: 22 rosafarbige Taster, die das Riechorgan sternförmig umkränzen. In ihnen befinden sich etwa 100 000 Nervenfasern, was es zum bestentwickelten Tastorgan im Säugetierreich macht – zum Vergleich: Die menschliche Hand hat nur 17 000 derartige neuronale Verknüpfungen. Der Ausdruck "Mit der Nase darauf stoßen" erhält hier also eine völlig neue Bedeutung.
Denn in der ewigen Schwärze seines bevorzugten Untergrund-Lebensraums kann sich der Sternmull nicht auf seine Augen verlassen – sie sind fast blind. Stattdessen befummelt er mit seiner Tastnase permanent seine erdige Umgebung. Dabei hat er jedoch nicht immer den richtigen Riecher: Die Wissenschaftler wiesen ihm eine Fehlerquote von 33 Prozent nach. Mitunter sucht er die Beute in der falschen Richtung und muss sich dann plötzlich umorientieren.
Dennoch verschafft diese blitzartige Strategie des Suchen-Finden-Fressens Condylura cristata einen Wettbewerbsvorteil gegenüber seinen lahmenden Untergrund-Kompagnons wie Spitzmäusen oder normalen Maulwürfen: Die Erregungsleitung seines Futter-Erkennungssystems benötigt nur geschätzte acht Millisekunden, um Genießbares von Ungenießbarem zu unterscheiden. Schneller geht es fast nicht mehr, und deshalb lassen sich auch Fehlschläge leicht verdauen.
Die hohe Geschwindigkeit in Tateinheit mit der großen Oberfläche und Flexibilität seines wichtigsten Sinnesorgans ermöglichen es ihm zudem, selbst kleine Insektenlarven oder Würmer rasend schnell zu finden – 14-mal schneller als ein normaler Maulwurf, der sich somit andere Nahrung suchen muss. Wenn das Mahl schließlich die Nase des Mulls gekreuzt hat, packt er es mit seinen ebenfalls außergewöhnlichen Zähnen: Ihre Pinzettenform macht präzises Ergreifen möglich – und jeden Fluchtgedanken der Beute abwegig.
Bei Gelegenheit rümpfen Sternmulle allerdings auch bei größeren Würmern nicht die Nase. Diese werden nämlich ebenfalls mit Genuss flink hinuntergeschlungen. Der außergewöhnliche Maulwurf taugt folglich kaum als Vorbild, mit dem Erziehungsberechtigte ihre Kinder zu gesitteterem Verhalten bei Tische animieren könnten. Welch Glück, dass er ein bislang eher heimliches Leben in den Sümpfen des östlichen Amerikas führt.
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