Jungfernzeugung: Drachen-Christkind
Eine Jungfrau, die nach etwa neun Monaten einen männlichen Sprössling zur Welt bringt, das klingt nach Maria und Christkind. Doch heißt die Glückliche Flora, ihre Jungs liegen nicht in der Krippe, sondern im Brutschrank, und die stämmige Mutter von knapp zwei Zentnern ist im britischen Chester zuhause. Dort beschert die Komodowaran-Dame dem Zoo gerade eine tierische Version der Weihnachtsgeschichte: Wie genetische Tests zeigten, entstanden die von ihr im Mai gelegten Eier samt und sonders ohne männliche Beteiligung.
Floras Kinder werden übrigens wie die von Sungai alle männlich sein. Denn bei Waranen läuft die Geschlechtsbestimmung umgekehrt wie bei den Menschen: Hier tragen die Weibchen unterschiedliche Chromosomen (Z und W), während die Drachenmänner zwei Z-Chromosomen besitzen. Durch die Verdopplung des Waranen-Genoms können daher nur Jungs entstehen. Das ist nicht unbedingt von Nachteil: Überquert eine Komodowaran-Dame das Meer zur nächsten Insel – die riesigen Reptilien können vorzüglich schwimmen –, kann sie dort per Jungfernzeugung auch ohne Mann eine neue Generation in die Welt setzen. Da diese aus Männchen besteht, hat sie sich ihren eigenen Paarungspartner erschaffen. Inwieweit sich diese extreme Inzucht allerdings behaupten kann, steht in den Sternen – aber nicht dem von Bethlehem. (af)
Parthenogenese, die Fortpflanzung mittels unbefruchteter Eizellen, ist bei Wirbeltieren eine seltene Angelegenheit: Nur etwa siebzig Arten beherrschen das Kunststück. Auch von einigen Reptilien ist sie bekannt, bei den Riesenechsen von Komodo allerdings hatte man sie bisher nicht erwartet. Dabei ist Flora nicht einmal die erste Komodowaranin, die sich ohne Mann den Nachwuchs sichert: Ihre inzwischen verstorbene Artgenossin Sungai hatte im Londoner Zoo schon einmal mehrere Eier gelegt – aus denen auch gesunde Junge schlüpften –, obwohl der letzte intime Kontakt mit einem potenziellen Vater über 2,5 Jahre zurücklag.
"Wir werden Ausschau nach Hirten, Weisen und einem ungewöhnlich hellen Stern über Chester halten"
(Kevin Buley)
Möglich, dass sie dessen Spermien so lange gut verwahrte, doch widersprechen dem genetische Analysen. Flora aber ist Jungfrau – und damit eindeutig ein Fall für unbefleckte Empfängnis. (Kevin Buley)
"Wir werden Ausschau nach Hirten, Weisen und einem ungewöhnlich hellen Stern über Chester halten", grinst denn auch Kevin Buley, der Kurator für niedere Wirbeltiere und Wirbellose des Zoos. Da die Entwicklungszeit von Komodowaran-Eiern zwischen sieben und neun Monaten beträgt, ist die Chance auf ein Schlüpfen zur Weihnachtszeit durchaus gegeben. Vielleicht aber müssen sich die Forscher noch bis ins neue Jahr gedulden.
Bei aller Ulkerei haben Floras Eier einen ernsten Hintergrund: Komodowarane sind stark bedroht, Schätzungen zufolge leben höchstens noch 4000 Tiere in freier Wildbahn, davon tausend fortpflanzungsfähige Weibchen. Deshalb haben sich zahlreiche Zoos zusammengeschlossen, um die Art durch gezielte Nachzucht zu erhalten. Allerdings leben die Tiere dort meist einzeln in Gehegen, um aggressive Attacken zu vermeiden. Sollte diese Isolation die Weibchen zur Parthenogenese treiben, könnte die dabei stattfindende schlichte Verdopplung des Erbguts die Fitness der Nachkommen mindern und die Erhaltung der Spezies erschweren.
Floras Kinder werden übrigens wie die von Sungai alle männlich sein. Denn bei Waranen läuft die Geschlechtsbestimmung umgekehrt wie bei den Menschen: Hier tragen die Weibchen unterschiedliche Chromosomen (Z und W), während die Drachenmänner zwei Z-Chromosomen besitzen. Durch die Verdopplung des Waranen-Genoms können daher nur Jungs entstehen. Das ist nicht unbedingt von Nachteil: Überquert eine Komodowaran-Dame das Meer zur nächsten Insel – die riesigen Reptilien können vorzüglich schwimmen –, kann sie dort per Jungfernzeugung auch ohne Mann eine neue Generation in die Welt setzen. Da diese aus Männchen besteht, hat sie sich ihren eigenen Paarungspartner erschaffen. Inwieweit sich diese extreme Inzucht allerdings behaupten kann, steht in den Sternen – aber nicht dem von Bethlehem. (af)
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