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Wetter: Droht dem Mittelmeer ein weiterer Medicane?

Auch das Mittelmeer kennt so etwas wie Tropenstürme. Ein derartiger Medicane braut sich gerade zwischen Griechenland und Italien zusammen.
Im Oktober 2016 entstand ebenfalls ein Medicane zwischen Italien und Griechenland

Im Mittelmeer herrschen noch beste Badetemperaturen. Doch das aufgeheizte Wasser erlaubt auch die Bildung besonders schwerer Stürme in der Region, wenn gleichzeitig kalte Luftmassen über das Meer gelangen. Ein derartiger Medicane – eine Verknüpfung aus »Mediterranean« und »Hurricane« – könnte noch im Verlauf des heutigen Donnerstags (27.9.) oder am Freitag im Seegebiet zwischen Italien und Griechenland entstehen, wie verschiedene Wetterdienste melden. Ausgangspunkt ist ein starkes Tiefdruckgebiet über Osteuropa, aus dem sich über Griechenland ein eigenes Höhentief abspalten könnte, das in Richtung Ionisches Meer zieht. Dieser Kaltlufttropfen weist in der Höhe sehr niedrige Temperaturen auf und sorgt dann über dem badewannenwarmen Mittelmeer für einen starken Temperaturkontrast zwischen der Wasseroberfläche und höheren Atmosphärenschichten.

Das führt zu einer rasanten Bildung eines Sturmtiefs, weil die feuchtwarmen Luftmassen innerhalb des betroffenen Gebiets rasch nach oben schießen und dabei durch Kondensation des Wasserdampfs dem Gebilde weiter Energie zuführen. Wenn keine Scherwinde in der Höhe auftreten, können die entstehenden Gewitter sich dann um ein Zentrum strukturieren und sich selbst durch die Konvektion weiter verstärken. Es bildet sich ein organisierter Wirbel, der sogar ein Auge wie ein richtiger Hurrikan aufweisen kann. Da das Mittelmeer jedoch recht klein ist und sich Stürme dadurch nur auf kurzen Wegstücken verstärken können, fallen Medicanes normalerweise deutlich schwächer aus als Hurrikane auf dem Atlantik. In Einzelfällen erreichen sie allerdings auch die Kategorie 1 der Saffir-Simpson-Skala, was den schwächsten Hurrikanen entspricht.

Medicanes bringen jedoch ebenfalls starke Winde mit bis zu 150 Kilometern pro Stunde und ergiebige Niederschläge, die regional für Überflutungen sorgen können. 1969 starben mehrere hundert Menschen in Nordafrika durch Hochwasser, das von einem Medicane ausgelöst wurde. Gegenwärtig ist die genaue Entwicklung und Zugbahn des Medicane im Ionischen Meer noch unsicher. Erfasst werden wohl der Süden Griechenlands sowie die Inseln Kos, Korfu und Kreta. Auf dem Meer ist zudem mit starkem Wellengang zu rechnen. Erst letzte Woche hatte sich ein Medicane zwischen Sardinien und dem italienischen Festland angebahnt – überwiegend entstehen diese Stürme im Herbst, da zu dieser Jahreszeit am ehesten kalte Luftmassen auf warmes Wasser treffen können.

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