Tief Numa: Tropischer Sturm bedroht Griechenland
Am vergangenen Wochenende (11. und 12. November) erreichte eine Kaltfront den Mittelmeeraum und sorgt seitdem als Tief "Numa" für heftige Regenfälle, Gewitter und in höheren Lagen auch für Schneefälle. Intensive Niederschläge lösten in Griechenland auch lokale Überschwemmungen aus, denen am Mittwoch mindestens 15 Menschen zum Opfer gefallen sind, 5 weitere werden noch vermisst. In der am stärksten betroffenen Kleinstadt Mandra im Westen des Landes ließen Gewitter am Donnerstag die Straßen innerhalb weniger Minuten erneut unter Wasser stehen, wie das Nationale Meteorologische Institut in Athen meldete. Die Meteorologen warnten zudem vor weiteren Unwettern bis zum Wochenende.
An diesem droht zudem ein tropischer Sturm oder vielleicht sogar ein so genannter Medicane – das Gegenstück eines Hurrikans im Mittelmeergebiet. Er könnte der griechischen Westküste bis zu rund 300 Liter Regen pro Quadratmeter bescheren. Dazu kommen Windgeschwindigkeiten von bis 110 Kilometer pro Stunde: Das entspricht einem tropischen Sturmtief. Ob sich dieses Tief zu einem Medicane weiterentwickelt, ist momentan aber noch nicht sicher und könnte sich im Lauf des Freitags entscheiden.
Medicane entstehen selten und dann vor allem im Herbst über dem Mittelmeer, wenn in der Höhe sehr kalte Luft herangeführt wird, während gleichzeitig das Wasser vom Sommer noch aufgeheizt ist. Derzeit herrschen im Mittelmeer zwischen Süditalien und Griechenland Wassertemperaturen von 18 bis 20 Grad, in 5500 Meter Höhe aber minus 24 Grad Celsius. Dadurch wird die Luftschichtung in der Atmosphäre sehr labil, und heftige Gewitter können sich entwickeln. Wenn keine Scherwinde in der Höhe auftreten, können sich diese Gewitter dann um ein Zentrum strukturieren sowie sich selbst durch die Konvektion und die dabei freigesetzte Energie verstärken. Es bildet sich ein organisierter Wirbel, der sogar ein Auge wie ein richtiger Orkan aufweisen kann.
Medicane sind im Gegensatz zu ihren tropischen Gegenstücken allerdings nicht besonders langlebig, da das Mittelmeer dann doch zu klein und kühl ist. Meistens lösen sie sich nach spätestens zwei Tagen wieder auf. Sie können allerdings ebenfalls zerstörerische Wirkung entfalten, wie ein Beispiel aus dem Jahr 1969 zeigt: Damals starben 600 Menschen in Tunesien und Algerien, als ein Medicane dort seine Wassermassen entließ.
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