Drachenfische: Du siehst nicht, was dich beißt
Eigentlich herrscht in der Tiefsee ewige Finsternis – weswegen viele Lebewesen dort spezielle Anpassungen entwickelt haben. Sie können beispielsweise selbst Licht erzeugen – genannt Bioluminiszenz – oder besitzen überdimensionierte Augen, um noch kleinste Restlichtmengen auszumachen. Als Raubtier ist es deshalb auch in der Tiefsee sinnvoll, möglichst perfekt im Dunkeln zu verschwinden und nicht einmal das wenige, vorhandene Licht zu reflektieren. Der Drachenfisch Aristostomias scintillans hat deshalb im Lauf der Evolution transparente Zähne entwickelt – um Beute nicht mit einem »strahlenden Lächeln« abzuschrecken. Wie sie aufgebaut sind, haben Audrey Velasco-Hogan von der University of California in San Diego und ihr Team in »Matter« beschrieben.
Die 15 Zentimeter lange Art ist tief schwarz und besitzt einen großen Kopf mit zahlreichen Zähnen – ein ebenfalls typisches Aussehen von Tiefseeraubfischen. Während es bei größeren Fischen schon bekannt war, dass sie transparente Zähne aufweisen, ist dies neu für kleinere Spezies. Velasco-Hogan und Co haben die Beißwerkzeuge daher unter dem Elektronenmikroskop untersucht. Dabei zeigten sich bislang unbekannte Nanokristalle auf der Zahnoberfläche. Sie sorgen dafür, dass Licht komplett von Zähnen absorbiert und nicht reflektiert oder gestreut wird. Außerdem fehlen die Dentinkanälchen in den Zähnen, welche bei anderen Tieren und uns Menschen dafür sorgen, dass die Zähne weiß erscheinen. Ohne diese Hohlräume erscheinen sie transparent.
Zusammengenommen machen die verschiedenen Körpermerkmale den Drachenfisch praktisch unsichtbar: Er verschmilzt perfekt mit der ihn umgebenden Dunkelheit. Damit werden sie wohl zu sehr erfolgreichen Jägern, obwohl sie eher langsam schwimmen und relativ klein sind. Meist verharren sie mit offenem Maul auf der Stelle und warten auf vorbeischwimmende Beute. »Da die Zähne permanent entblößt sind, ist es wichtig, dass sie transparent sind. Dadurch reflektieren oder streuen sie Licht aus der Umgebung nicht«, sagt Velasco-Hogan.
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