Verhaltensforschung: Duft-Spione
Um die eigenen Eier Erfolg versprechend in die Gelege anderer Insekten zu bohren, gilt es für parasitische Wespen, geeignete Wirte aufzuspüren. Offenbar verrät ihnen ein besonderes Aroma, welche Schmetterlingsweibchen frisch verheiratet oder jungfräulich sind.
Während der Paarung überreicht das Männchen des Großen Kohlweißlings (Pieris brassicae) seiner Braut ein besonderes Hochzeitsgeschenk: Es stattet sie mit dem Anti-Aphrodisiakum Benzylcyanid aus, um sie für konkurrierende Samenspender weniger attraktiv zu machen.
Dieser "chemische Ehering" mag zwar Rivalen erfolgreich auf Distanz halten, doch er hat eine unerwünschte Nebenwirkung: Denn er erlaubt den parasitischen, nur einen halben Millimeter langen Schlupfwespen der Art Trichogramma brassicae, mit Hilfe ihrer Antennen geeignete Schmetterlingsweibchen zu erschnüffeln und aus dem Hinterhalt deren Eiablage zu überfallen.
Eindeutig bevorzugten die Schmarotzer die Gerüche von begatteten Schmetterlingsweibchen sowie Männchen. Zu ihnen fühlten sich die Insekten stärker hingezogen als zu den jungfräulichen Individuen. Doch unterschieden sie offenbar nicht zwischen männlichen und verpaarten weiblichen Faltern. Hatten die Parasiten die Wahl zwischen einem Kohlweißling und reiner Luft, so lockten zwar die Gerüche von Schmetterlingsmüttern in spe und Männern die Wespen an, nicht aber die Duftnoten von den jungfräulichen Damen.
Zudem untersuchten die Forscher, welchen von zwei sich gleichzeitig in einem Gefäß aufhaltenden Faltern eine Schlupfwespe erklimmt. Das favorisierte Ziel der Klettertouren waren verpaarte Schmetterlingsweibchen; Männchen und Jungfrauen zogen wesentlich weniger Interesse auf sich.
Die Unterscheidung zwischen männlichen und begatteten weiblichen Faltern basierte in diesem Experiment wahrscheinlich nicht auf Benzylcyanid, sondern auf anderen Hinweisen in geringer Entfernung, spekulieren die Wissenschaftler.
In einer Flugkammer überprüften die Forscher, ob die Schmarotzer die verpaarten Falterweibchen als Transportmittel zu deren Wirtspflanze – dem Rosenkohl (Brassica oleracea var. gemmifera) – nutzen. Tatsächlich: Insgesamt beförderten 28 Kohlweißlinge je einen blinden Insektenpassagier.
Nachdem sie auf der Wirtspflanze gelandet waren und mit der Eiablage begonnen hatten, fanden sich auf ihren Körpern noch 14 Wespen. Vier Schmarotzer gelangten auf die Kohlpflanze, indem sie von ihrer Chauffeurin abstiegen. Und zwei von ihnen stachen in die frisch abgesetzten Eier der Schmetterlingsfrau. Folglich mündet die Reise mit den Faltern in einen erfolgreichen Parasitismus – zumindest in 7,1 Prozent der Fälle.
Das Trampen auf Wirtstieren war von Trichogramma-Wespen bislang nahezu unbekannt. In Kombination mit dem Aufspüren des Opfers durch chemische Spionage hat sich die so genannte Phoresie aber möglicherweise häufig bei Eiparasiten entwickelt. "Falls diese faszinierende Strategie in der Natur weit verbreitet ist", mutmaßen die Forscher, "könnte sie die Evolution von sexueller Kommunikation zwischen den Wirten stark einschränken."
Dieser "chemische Ehering" mag zwar Rivalen erfolgreich auf Distanz halten, doch er hat eine unerwünschte Nebenwirkung: Denn er erlaubt den parasitischen, nur einen halben Millimeter langen Schlupfwespen der Art Trichogramma brassicae, mit Hilfe ihrer Antennen geeignete Schmetterlingsweibchen zu erschnüffeln und aus dem Hinterhalt deren Eiablage zu überfallen.
In Laborversuchen gelang es Nina Fatouros von der Freien Universität Berlin zusammen mit ihren Kollegen der Universität Wageningen, dieser chemischen Spionage genauer auf die Spur zu kommen. Zunächst überprüften sie mittels eines Olfaktometers, welcher Faltergeruch die Schlupfwespen stärker anlockt. In ein 18 Zentimeter hohes, zylinderförmiges Plexiglasgefäß mit einer senkrechten Trennscheibe setzten sie als Duftquelle in jeden Raum zwei erwachsene Kohlweißlinge – entweder Männchen, frisch verpaarte oder jungfräuliche Weibchen – in verschiedenen Kombinationen. Auf einem Plastiknetz am oberen Ende des Zylinders ließen die Forscher einzeln Wespen entlangspazieren und ermittelten, wie lange sich die Tiere über jedem Duftfeld aufhielten.
Eindeutig bevorzugten die Schmarotzer die Gerüche von begatteten Schmetterlingsweibchen sowie Männchen. Zu ihnen fühlten sich die Insekten stärker hingezogen als zu den jungfräulichen Individuen. Doch unterschieden sie offenbar nicht zwischen männlichen und verpaarten weiblichen Faltern. Hatten die Parasiten die Wahl zwischen einem Kohlweißling und reiner Luft, so lockten zwar die Gerüche von Schmetterlingsmüttern in spe und Männern die Wespen an, nicht aber die Duftnoten von den jungfräulichen Damen.
In ähnlichen Verhaltensversuchen bestimmten die Wissenschaftler, welche Konzentration des Anti-Aphrodisiakums attraktiv für den Schmarotzer ist. Boten sie mit Lösungsmitteln getränkte Jungfrauen-Falter als Alternative an, entschieden sich die Wespen klar für jene ungepaarten Schmetterlingsdamen, die zuvor mit einem oder zwei Mikrogramm Benzylcyanid behandelt wurden. Wie dieses Ergebnis belegt, nutzt der Parasit den Anti-Liebesduft des Großen Kohlweißlings als chemischen Wegweiser.
Zudem untersuchten die Forscher, welchen von zwei sich gleichzeitig in einem Gefäß aufhaltenden Faltern eine Schlupfwespe erklimmt. Das favorisierte Ziel der Klettertouren waren verpaarte Schmetterlingsweibchen; Männchen und Jungfrauen zogen wesentlich weniger Interesse auf sich.
Die Unterscheidung zwischen männlichen und begatteten weiblichen Faltern basierte in diesem Experiment wahrscheinlich nicht auf Benzylcyanid, sondern auf anderen Hinweisen in geringer Entfernung, spekulieren die Wissenschaftler.
Bepinselten sie aber einige ungepaarte Schmetterlingsdamen mit zwei Mikrogramm des Anti-Aphrodisiakums gelöst in Hexan, andere jedoch nur mit Hexan, stiegen die Schlupfwespen deutlich lieber auf die Individuen mit Bencylcyanid-Duft als auf die Kontrolltiere ohne Zusatzbehandlung.
In einer Flugkammer überprüften die Forscher, ob die Schmarotzer die verpaarten Falterweibchen als Transportmittel zu deren Wirtspflanze – dem Rosenkohl (Brassica oleracea var. gemmifera) – nutzen. Tatsächlich: Insgesamt beförderten 28 Kohlweißlinge je einen blinden Insektenpassagier.
Nachdem sie auf der Wirtspflanze gelandet waren und mit der Eiablage begonnen hatten, fanden sich auf ihren Körpern noch 14 Wespen. Vier Schmarotzer gelangten auf die Kohlpflanze, indem sie von ihrer Chauffeurin abstiegen. Und zwei von ihnen stachen in die frisch abgesetzten Eier der Schmetterlingsfrau. Folglich mündet die Reise mit den Faltern in einen erfolgreichen Parasitismus – zumindest in 7,1 Prozent der Fälle.
Das Trampen auf Wirtstieren war von Trichogramma-Wespen bislang nahezu unbekannt. In Kombination mit dem Aufspüren des Opfers durch chemische Spionage hat sich die so genannte Phoresie aber möglicherweise häufig bei Eiparasiten entwickelt. "Falls diese faszinierende Strategie in der Natur weit verbreitet ist", mutmaßen die Forscher, "könnte sie die Evolution von sexueller Kommunikation zwischen den Wirten stark einschränken."
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