Lasker Awards: Ein Preis für den Schlaf auf dem OP-Tisch
Die Albert and Mary Lasker Foundation hat die diesjährigen Preisträger ihres Lasker Awards bekannt gegeben. Der angesehenste US-Wissenschaftspreis für biomedizinische Forschung geht unter anderem an John »Iain« Glen, der als Entdecker des Narkosemittels Propofol der modernen Medizin ein unverzichtbares Werkzeug an die Hand gegeben hat.
Der schottische Forscher erhält eine von drei nun vergebenen Lasker-Auszeichnungen, den Lasker-DeBakey Clinical Medical Research Award, der mit 250 000 US-Dollar dotiert ist. Der Schotte, der zuletzt für die Pharmafirma AstraZeneca arbeitete, arbeitete ursprünglich als Veterinärmediziner. Schließlich gelangte er an die Pharmafirma Imperial Chemical Industries, wo er in den 1970er Jahren umfangreiche Substanzbibliotheken auf Mittel mit narkotisierender Wirkung an Tieren testete. Propofol erwies sich dabei als besonders viel versprechend, wäre um ein Haar aber in Tests an Menschen gescheitert, weil ein Hilfsstoff erhebliche Nebenwirkungen hatte. Eine gut verträgliche Mixtur brachte schließlich den Durchbruch: 1988 wurde das Medikament in Deutschland und anderen Ländern zugelassen. Es ist inzwischen zum gängigsten Narkosemittel überhaupt geworden, da es seine Wirkung schnell entfaltet und ebenso schnell wieder einstellt. Mit Propofol in Dämmerschlaf oder Narkose versetzte Patienten sind in der Regel schon kurz nach der Behandlung wieder voll bei Bewusstsein.
Den ebenfalls mit einer Viertelmillion US-Dollar versehenen Lasker-Preis für Grundlagenforschung teilen sich Michael Grunstein von der University of California in Los Angeles und C. David Allis von der Rockefeller University in New York. Die beiden Wissenschaftler deckten entscheidende Mechanismen auf, mit denen die Zelle das Ablesen von Genen reguliert. Im Zentrum ihrer Forschung standen so genannte Histone, Proteine, die im Zellkern die Verpackung der DNA ermöglichen. Sie fungieren als Spulen, um die sich der DNA-Faden wickelt. Komplexe Regelungsmechanismen erlauben es der Zelle, diese Wicklungen an bestimmten Stellen zu lösen und an anderen wieder neu zu bilden. Was dabei chemisch vor sich geht, haben Grunstein und Allis unter anderem durch Forschung an Hefezellen ermittelt.
Für ihr wissenschaftliches Lebenswerk erhält Joan Argetsinger Steitz von der Yale University den Lasker-Koshland Award for Special Achievement in Medical Science sowie ebenfalls 250 000 US-Dollar. Argetsinger Steitz wird geehrt für »vier Jahrzehnte an der Spitze der biomedizinischen Forschung«, heißt es in der Preisbegründung. Die Wissenschaftlerin habe nicht nur wegweisende Entdeckungen in der RNA-Biologie gemacht, sondern auch den wissenschaftlichen Nachwuchs großzügig gefördert. Zudem habe sich Argetsinger Steitz energisch und voller Leidenschaft für die Belange von Frauen in der naturwissenschaftlichen Forschung eingesetzt.
Die Lasker Awards werden seit 1945 jährlich vergeben. Vielen gelten sie als eine Vorstufe für den Nobelpreis: Laut »Science« haben inzwischen 87 Lasker-Laureaten einen Anruf aus Stockholm erhalten.
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