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Gewässerökologie: Ein Viertel der Süßwasserarten gehört auf die Rote Liste

Weltweit sind die Süßwasserarten in Bedrängnis: Mindestens ein Viertel der Fische und Krebse, wenn nicht sogar mehr, kann als gefährdet gelten.
Abfischen von invasiven Karpfen
Mitarbeiter einer US-Behörde fischen im Cumberland River eine Massenansammlung von invasiven Karpfen ab. Eingeschleppte Arten sind einer der Faktoren, die den Süßwasserökosystemen zusetzen.

Weltweit ist die Süßwasserfauna in erheblichem Ausmaß gefährdet. Das berichtet eine Forschungsgruppe im Fachblatt »Nature«. Das Team analysierte Daten zu mehr als 20 000 Arten – kam zu dem Schluss, dass mindestens ein Viertel der betrachteten Spezies mindestens als »gefährdet« oder gar als »stark gefährdet« und »vom Aussterben bedroht« eingestuft ist.

Sollte die Zerstörung dieses Lebensraums, der rund zehn Prozent aller bekannten Arten ein Zuhause gibt, weitergehen, drohe ein massiver Verlust der Artenvielfalt in Flüssen, Seen und anderen Gewässern.

Zu diesem Ergebnis kommt die Gruppe durch Analyse der Roten Liste bedrohter Arten, die von der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) herausgegeben wird. Dieser Datenbestand sei über zwei Jahrzehnte von mehr als 1000 Fachleuten nach festgelegten Kriterien zusammengetragen worden, schreibt das Team um IUCN-Expertin Catherine Sayer in der »Nature«-Studie.

Konkret betrachtete die Forschungsgruppe knapp 23 500 Arten von Fischen, Zehnfußkrebsen (zu denen Krabben und Krebse gehören) sowie Libellen und Libellenfliegen. Die Gruppe der Weichtiere, die ebenfalls in großer Zahl in Süßwasserlebensräumen vertreten sind, ließen sie außen vor, weil die Datenlage für eine Analyse zu lückenhaft war.

Das Ergebnis: Rund 24 Prozent aller Süßwassertiere seien gefährdet – ein Drittel der Zehnfußkrebse, ein Viertel der Fischarten und ein Sechstel der Libellen und Libellenfliegen. Bei knapp einem Viertel der Arten reichen die Daten allerdings nicht aus, um eine Einstufung in eine der drei Gefährdungskategorien (»gefährdet«, »stark gefährdet«, »vom Aussterben bedroht«) vorzunehmen. Folglich könnte die Zahl der Arten mit schwindender Population und steigendem Aussterberisiko noch deutlich größer sein.

Darüber hinaus, heißt es in der Studie, seien seit dem Jahr 1500 insgesamt 89 Arten der untersuchten Artengruppen nachweislich ausgestorben. Von 178 Arten könne dies vermutet werden. Diese Verluste trafen vor allem die USA und Mexiko.

Für die Bedrohung macht das Team bekannte Faktoren verantwortlich: Neben Umweltverschmutzung und Nährstoffeintrag durch die Landwirtschaft sind dies Staudämme, invasive Arten und Übernutzung.

Um geschädigte Ökosysteme zu identifizieren, würden Naturschutzbemühungen bislang vor allem auf die Gewässerqualität und -nutzung abheben. Solche »abiotischen« Faktoren seien jedoch nicht sonderlich aussagekräftig, um die Gefährdung der Artenvielfalt in einem Gewässer einzuschätzen. Wie es um ein Süßwasserhabitat bestellt ist, verrate eher noch der Blick auf die landlebenden Tiere in seinem Umfeld. Angesichts der Bedrohungen für die Süßwasserfauna seien allerdings dringend Schutzmaßnahmen notwendig.

Der Anfang 2025 veröffentlichte Gewässeratlas von BUND und Heinrich-Böll-Stiftung zeichnete ebenfalls ein bedenkliches Bild des aquatischen Lebensraums. Demnach sind beispielsweise in Deutschland etwas mehr als die Hälfte der Gewässer in schlechtem oder sehr schlechtem ökologischen Zustand.

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