News: Einigkeit im Fall Pangäa
In einem der am weitesten verbreiteten Modelle lag Südamerika, ähnlich wie heute, südlich von Nordamerika und grenzte im Osten direkt an Afrika. Im Norden bildeten Nordamerika und Europa eine Landmasse. Rekonstruiert man Pangäa aber allein auf der Basis paläomagnetischer Daten, hätten die südlichen Kontinente weiter im Norden gelegen. Auf derlei Karten erscheint der Nordwesten Südamerikas an der Ostküste Nordamerikas oder sogar südlich von Europa. Geologische Beweise, wie ähnliche Gesteinsformationen oder Fossilien, gibt es dafür aber nicht. Rob Van der Voo vom Department of Geological Sciences der University of Michigan und Trond Torsvik vom Department of Geophysics des Geological Survey of Norway sind der Lösung dieses Rätsels nun offenbar auf die Spur gekommen (Herbsttagung der American Geophysical Union vom 15. bis 19. Dezember 2000 in San Francisco).
Die paläomagnetischen Daten geben Aufschluss über das Magnetfeld der Erde zu der Zeit, als die Gesteine aus einer Schmelze erstarrten, die magnetisch ausgerichteten Partikel darin also gleichsam einfroren. Nun gingen Wissenschaftler solchen Rekonstruktionen bisher davon aus, dass das Magnetfeld der Erde immer einen perfekten Dipolcharakter hatte. Dies stimmt nicht ganz, zwischen Nord- und Südpol gibt es zahlreiche Veränderungen, die von diesen einfachen Annahmen abweichen. Da diese Schwankungen jedoch innerhalb von Jahrzehnten erfolgen, hat man das Magnetfeld über geologische Zeiträume hinweg als konstant angesehen. "Doch was wäre, wenn das globale Magnetfeld nicht so perfekt dipolar war, wie wir immer annehmen", meint Van der Voo, "wenn sich die nicht-dipolaren Momente in der Vergangenheit doch nicht gegenseitig ausglichen?"
Und tatsächlich identifizierten die Forscher in ihren Daten lang andauernde Abweichungen des dipolaren Erdmagnetfeldes, die es bei der Rekonstruktion von Pangäa offensichtlich zu berücksichtigen galt. Mit einem Mal befanden sich die paläomagnetisch bestimmten Positionen der Kontinente mit den geologischen und paläontologischen Erkenntnissen im Einklang. Van der Voo schätzt, dass rund zehn Prozent des Erdmagnetfeldes vom Dipolcharakter abweichen. Es wird demnach noch einige Zeit dauern, bis die erdgeschichtlichen Karten unseres Planeten neu gezeichnet sind.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 22.11.2000
"Zwischen Kern und Mantel gerät die Welt ins Wanken"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 23.2.2000
"Der Geodynamo als Computerprogramm"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum der Wissenschaft 7/93, Seite 48
"Der Grenzbereich zwischen Erdkern und Erdmantel"
(nur für Heft-Abonnenten online zugänglich)
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.