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News: El Niño erzählt von der Eiszeit

Beim Blick in die Klimaarchive des Pazifiks erkennen Forscher ein altes Gesicht: El Niño. Das Klimaphänomen scheint mit den Zyklen der letzten Eiszeit einiges gemein zu haben.
Globigerinoides sacculifer
Der äquatoriale Pazifik ist so etwas wie die Wärme- und Wasserdampfmaschine unseres Klimas, die auf jede kleine Veränderung abrupt und mit weitreichenden globalen Folgen reagiert. Am deutlichsten wird das alle paar Jahre bei den so genannten El-Niño-Ereignissen. Sie entstehen durch abgeschwächte Passatwinde über dem Pazifik. Dadurch kann mehr warmes Wasser an den Ostrand des Pazifiks strömen - und mit ihm ein Großteil der Niederschläge. Die Folge sind Überschwemmungen in Südamerika, während Australien und Indonesien unter Dürren leiden.

Auf El Niño folgt dann meist ein La Niña, bei dem die Oberflächentemperaturen des Pazifischen Ozeans in das andere Extrem verfallen und sich ein sehr warmer Westen und ein sehr kalter Osten ausbildet. El Niño und La Niña bilden einen Zyklus.

Klimaforscher und Paläogeografen fragen sich nun seit geraumer Zeit, wie sich der tropische Pazifik wohl im Laufe der letzten Eiszeit verhielt. Vor allem, was sich dort tat, während in den höheren Breiten die Vergletscherung zyklisch während der Stadiale vordrang und sich in den Interstadialen wieder zurückzog. Man nahm an, dass die Vereisungsphasen mit einer Art ausgeprägtem La-Niña-Ereignis zusammenhingen, doch gab es bislang keine ausreichenden Hinweise, um diese These belegen zu können.

Diese Lücke wurde nun gleich von zwei Forschungsgruppen geschlossen. Lowell Stott und seine Kollegen von der University of Southern California in Los Angeles machten sich auf den Weg nach Indonesien, zogen dort Bohrkerne und untersuchten die chemische Zusammensetzung planktonischer Foraminiferen [1]. Aus der Verteilung von Sauerstoffisotopen und dem Verhältnis von Magnesium zu Kalzium konnten sie auf die vergangene Entwicklung des Salzgehalt und der Wassertemperatur schließen.

Die Ergebnisse bestätigten zunächst das vermutete globale Zusammenspiel zwischen Tropen und Polen während der letzten 70 000 Jahre. Denn die chemischen Schwankungen des tropischen Meerwassers deckten sich exakt mit Zyklen, die in grönländischen Eismassen dokumentiert wurden und den Wechsel zwischen Stadialen und Interstadialen widerspiegeln. Doch schienen die Hochvereisungsphasen wider Erwarten eher mit einer El-Niño-ähnlichen Situation im tropischen Pazifik einherzugehen.

Praktischerweise arbeitete zeitgleich eine zweite Forschungsgruppe um Athanasios Koutavas von der Columbia University in New York auf der anderen Seite des Ozeans - auf den Galapagos Inseln - daran, dieselbe Episode der Klimageschichte zu rekonstruieren [2]. Beide Studien zusammen machen nun den El-Niño-Vergleich deutlich: Während sich der tropische Pazifik im Westen um durchschnittlich drei Grad Celsius abkühlte, betrug die Temperaturänderung im Osten gerade einmal ein Grad. Also muss auch vergleichsweise mehr warmes Wasser von West nach Ost geströmt sein - ganz wie bei El-Niño-Ereignissen heute.

Doch der Vergleich muss zunächst noch mit Vorsicht bedacht werden, denn El-Niño-Zyklen bewegen sich in einem Zeitraum von drei bis zehn Jahren, während zwischen Stadialen und Interstadialen Jahrhunderte oder Jahrtausende liegen können. So ist beispielsweise nicht klar, ob sich der pazifische Ozean in Hochvereisungsphasen in einem permanenten, El-Niño-ähnlichen Zutsand befand, oder ob das Klimaphänomen auch damals kürzeren Zyklen folgte und einfach nur öfter vorkam oder intensiver war.

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